
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Als Notfall-Verhütung gibt es die „Pille danach“. Am effektivsten wirkt sie, wenn sie möglichst früh nach dem ungeschützten Sex eingenommen wird.
Verhütung & SchwangerschaftVerhütungspannen & die "Pille danach"
Auch gut geplante Verhütung kann mal schief gehen und Pannen beim Sex kommen nun mal vor - kein Weltuntergang! Dann ist es wichtig zu wissen, wie ihr mit Verhütungspannen umgehen könnt und was es mit der "Pille danach" auf sich hat. Auch häufige Gründe für eine missglückte Verhütung findest du in diesem Artikel.
Wie gehe ich mit einer Verhütungspanne um?
Zuallererst: Ruhe bewahren. Panik oder Hektik bringen dich nicht weiter, denn es gibt immer eine Lösung.
Nimmst du die Pille (eine Kombi-Pille mit Gestagen und Östrogen) und hast die Einnahme vergessen? Dann kommt es darauf an, ob du sie länger oder kürzer als 12 Stunden vergessen hast, ob also die letzte Einnahme mehr oder weniger als 36 Stunden zurück liegt. Auch kommt es darauf an, ob du in der 1., 2. oder 3. Woche eine Tablette vergessen hast. Grundsätzlich gilt: Wenn die Pille kürzer als 12 Stunden vergessen wurde, dann nimm sie so schnell wie möglich ein. Denke daran, die Packung mitzunehmen, wenn du verreist oder bei jemand anderem übernachtest. Hast du die Pille länger als 12 Stunden vergessen und hattest Sex, schau in die Packungsbeilage. Dort ist genau erklärt, was du bei deiner speziellen Pille nun tun musst. Eventuell ist eine Notfallverhütung notwendig. Die Packungsbeilage ist im Internet abrufbar, falls Du sie nicht mehr in der Packung findest. Natürlich kannst du auch bei deiner frauenärztlichen Praxis nachfragen!
Wenn du keine Pille als Verhütung nimmst (und unter bestimmten Umständen auch bei der - vergessenen - Pilleneinnahme) und die Verhütungspanne beim Vaginalsex passiert (also möglicherweise Sperma an die Vulva oder in die Vagina gelangt), kann eine Schwangerschaft entstehen. Um diese noch zu verhindern, gibt es zum Glück die "Pille danach". Diese Tablette solltest du möglichst schnell nach der Verhütungspanne einnehmen.
Manchmal bemerkt man eine Verhütungspanne gar nicht und kommt erst durch die ausbleibende Regelblutung auf die Idee, dass man schwanger sein könnte. Mach in dieser Situation am besten einen Schwangerschaftstest. Nach dem Ausbleiben der Regel sollte er zuverlässig anzeigen, ob du schwanger bist. Wenn du den Test zu früh nach dem ungeschützten Sex gemacht hast, musst du ihn eventuell wiederholen, denn es könnte dann sein, dass das Schwangerschftshormon im Urin noch nicht nachweisbar ist. Ein Testkit erhältst du in der Drogerie oder der Apotheke.
Was du tun kannst, wenn du ungeplant schwanger bist, kannst du hier nachlesen.
Achtung: Wenn die Verhütung mit Kondom oder Lecktuch schief geht, kann es natürlich auch passieren, dass du dich mit einer sexuell übertragbaren Infektion (engl.: sexually transmitted infection, STI) ansteckst. Viele solcher Infektionen verursachen (zunächst) keine Beschwerden, können aber trotzdem krank machen. Daher ist die sicherste Vorgehensweise nach einer solchen Verhütungspanne, sich auf STI testen zu lassen!
Die wichtigsten Informationen zur "Pille danach":
Was ist die "Pille danach" und wann sollte ich sie einnehmen?
Um nach ungeschütztem Sex oder einer Verhütungspanne eine Schwangerschaft möglichst noch zu verhindern, gibt es die „Pille danach“ als Notfall-Verhütung. Die "Pille danach" ist eine einzelne Tablette, die so schnell wie möglich, am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Sex, eingenommen werden sollte.
Sie kann eine Schwangerschaft nur verhindern, wenn sie früh genug vor dem kommenden Eisprung eingenommen wird. Je nach Präparat ist dies auch noch möglich, wenn sie 3-5 Tage nach der Verhütungspanne eingenommen wird, aber grundsätzlich gilt: je früher desto sicherer!
Die “Pille danach” ist nur für den Notfall gedacht und kann nicht dauerhaft zur Verhütung benutzt werden.
Wo kann man die "Pille danach" kaufen und was kostet sie?
Man kann die „Pille danach“ ab 14 Jahre ohne Rezept in der Apotheke bekommen, muss sie dann allerdings selbst bezahlen. Je nach Präparat kostet sie zwischen 15 und 36 Euro.
Wenn du lieber erst eine Ärztin oder einen Arzt um Rat fragen möchtest, dann geht das auch ohne Termin als “Notfall”, denn es ist ja Eile geboten! Dort bekommst du ein Rezept für die “Pille danach”. Damit werden die Kosten je nach Alter von der gesetzlichen Krankenversicherung anteilig übernommen, d. h. unter 18 Jahren ist sie für dich kostenlos, zwischen 18 und 21 Jahren musst du nur die Rezeptgebühr (aktuell 5€) bezahlen, ab 22 Jahren zahlst du den vollen Preis. Wenn du privat versichert bist, musst du, wie bei anderen Medikamenten auch, zunächst den vollen Preis bezahlen, egal wie alt du bist. Du kannst aber bei deiner Krankenkasse nachfragen, ob du das Geld zurückbekommen kannst, wenn du ein Rezept hast.
Übrigens: Die „Pille danach“ kann man auch am Wochenende, an Feiertagen oder nachts in der Apotheke kaufen, die Notdienst hat. Das kannst du z. B. online über die Apothekensuche herausfinden.
Wenn du ärztlichen Rat suchst: Alternativ kannst du - wenn die Praxis geschlossen ist - beim frauenärztlichen Notdienst anrufen oder in die Ambulanz eines Krankenhauses gehen.
Wie wirkt die "Pille danach"?
Ihre Wirkung besteht darin, dass sie den Eisprung um mindestens 5 Tage in die Zukunft verschiebt. Nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr bleiben Spermien in der Vagina, der Gebärmutter und den Eileitern üblicherweise maximal 5 Tage befruchtungsfähig. Wird der Eisprung entsprechend verschoben, verringert sich damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung.
Da du nicht genau wissen kannst, wann bei dir der nächste Eisprung stattfindet, solltest du bei einer Verhütungspanne die „Pille danach“ zur Sicherheit einnehmen. Es gibt keine 100%ige Garantie dafür, dass eine Schwangerschaft mit der “Pille danach” verhindert wird. Trotzdem ist es unbedingt einen Versuch wert. Die Sicherheit der “Pille danach” nimmt ab, je länger du mit der Einnahme wartest, denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Eisprung bereits vor der Einnahme stattgefunden hat, also nicht mehr verschiebbar ist.
Falls die Eizelle schon befruchtet wurde und du erst dann die "Pille danach" einnimmst, führt das nicht zum Schwangerschaftsabbruch, sie ist also kein Abtreibungsmittel.
Hat die "Pille danach" Nebenwirkungen?
In den allermeisten Fällen wird sie gut vertragen. Nebenwirkungen sind sehr selten, können aber auftreten. Meistens handelt es sich dabei um Kopfschmerzen, Bauch- oder Unterleibschmerzen, Unwohlsein und / oder leichte Zwischenblutungen. Falls es innnerhalb von zwei Stunden nach der Einnahme zu Erbrechen oder Durchfall kommt, sollte die Einnahme wiederholt werden.
Was muss ich nach der Einnahme beachten?
Egal, aus welchem Grund du die "Pille danach" genommen hast (also z.B. hormonelle Verhütung vergessen oder falsch angewendet, Kondompanne oder gar keine Verhütungsmethode genutzt): Bis zum Eintritt der nächsten Blutung solltest du unbedingt weiter sicher verhüten oder auf Sex verzichten. Denn die "Pille danach" wirkt nur für die eine Verhütungspanne und gibt keine Sicherheit für den restlichen Zyklus!
Wenn du die Notfallverhütung wegen einer Pillenpanne nimmst, schau in der Packungsbeilage deiner Antibabypille nach, was du nun tun sollst. Hier findest du konkrete Angaben, wie es mit der Einnahme deiner Antibabypille nach der Einnahme der "Pille danach" weitergeht. Denn es gibt unterschiedliche Notfallpillen, bei denen sich das Vorgehen unterscheiden kann. Du kannst auch bei deiner frauenärztlichen Praxis oder in der Apotheke nachfragen.
Auch hier bist du auf der ganz sicheren Seite, wenn du von der Einnahme der "Pille danach" bis zur nächsten Blutung mit einem Kondom verhütest oder auf Sex verzichtest - auch wenn das mal 3 Wochen sein können.
Durch die Verschiebung des Eisprungs um ca. fünf Tage, kann es auch zu einer Verschiebung deiner nächsten Regelblutung um einige Tage kommen. Sollte die Regelblutung zum erwarteten Zeitpunkt nicht kommen oder nur sehr schwach sein, solltest du so bald wie möglich einen Schwangerschaftstest durchführen und zwar am besten in einer frauenärztlichen Praxis oder Schwangerenberatungsstelle. Es gibt auch die Möglichkeit, den Test zuhause durchzuführen. Testkits dafür gibt es im Drogeriemarkt oder in der Apotheke.

Was kann bei der Verhütung schiefgehen?
Die Verhütungsmethode hat versagt, z. B.:
- Kondom gerissen, abgerutscht, stecken geblieben.
- „Pille“ vergessen, zu spät genommen (letzte Pilleneinnahme vor mehr als 36 Stunden erfolgt oder neue Packung zu spät begonnen), Erbrechen und / oder massiver Durchfall innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme.
- Medikamente eingenommen, die die Wirkung der „Pille“ herabsetzen (z. B. bestimmte Antibiotika, Johanniskrauttee / -kapseln, Medikamente gegen Viruserkrankungen, Medikamente gegen Krampfanfälle / Depressionen)
- Andere hormonelle Kontrazeptiva nicht rechtzeitig wieder angewendet (z. B. neuen Ring zu spät wieder eingelegt, Pflaster zu spät gewechselt oder neu begonnen).
- Diaphragma zu früh (weniger als 6 Stunden nach dem Sex) entfernt.
Kein Verhütungsmittel benutzt, z. B.:
- Alkoholeinfluss, Drogeneinfluss.
- Es kam zu spontan, nicht darauf vorbereitet.
- Kein Verhütungsmittel zur Hand.
- Gedacht, es wird schon nichts passieren.
- Vorher nicht darüber gesprochen.
- Coitus interruptus ("Rausziehen", Lusttropfen schon in der Vagina, Penis zu spät zurückgezogen – Samenerguss in Vagina / auf Vulva).
- Vergessen.
- Oder: Gegen den eigenen Willen Sex gehabt (sexuelle Gewalt, Missbrauch, KO-Tropfen, …)
Quellen
American College of Obstetrics an Gynecologists (ACOG): Emergency Cotraception. Practice Bulletin Number 152, September 2015, reaffirmed 2022.
AWMF: Hormonelle Empfängnisverhütung. S3-Leitlinie, AWMF-Registernummer 015/015, Stand September 2020.
Bundesapothekenkammer: Rezeptfreie Abgabe von Notfallkontrazeptiva („Pille danach“). Handlungsempfehlungen Stand 28.01.2015.
European Medicines Agency (EMA): ellaOne: EPAR - Product information. 18/04/2023 ellaOne - EMEA/H/C/001027 - N/0065.
Salcedo J. et al.: Society of Family Planning Clinical Recommendation: Emergency contraception. Contraception 2023. online ahead of print.
Scharmanski S, Hessling A: Notfallkontrazeption. Jugendsexualität 9. Welle 2021; BZgA-Faktenblatt Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Stand 06. Juli 2023
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