Verhütung & SchwangerschaftVerhütungspannen & die "Pille danach"

Auch gut geplante Verhütung kann mal schiefgehen und Pannen beim Sex kommen nun mal vor - kein Weltuntergang! Dann ist es wichtig zu wissen, wie du mit Verhütungspannen umgehen kannst, um nicht schwanger zu werden / nicht Vater zu werden und was es mit der "Pille danach" auf sich hat. 

Was kann bei der Verhütung schiefgehen?

Die Verhütungsmethode hat versagt, z. B.:

  • Kondom gerissen, abgerutscht, stecken geblieben.
  • Fetthaltige Gleitmittel zusammen mit Kondom benutzt.
  • „Pille“ vergessen, zu spät genommen (letzte Pilleneinnahme vor mehr als 36 Stunden erfolgt oder neue Packung zu spät begonnen), Erbrechen und / oder massiver Durchfall innerhalb von 3 Stunden nach Einnahme.
  • Medikamente eingenommen, die die Wirkung der „Pille“ herabsetzen (z. B. bestimmte Antibiotika, Johanniskrauttee / -kapseln, Medikamente gegen Virus­erkrankungen, Medikamente gegen Krampfanfälle oder Depressionen)
  • Andere hormonelle Kontrazeptiva nicht rechtzeitig wieder angewendet (z. B. neuen Ring zu spät wieder eingelegt, Pflaster zu spät gewechselt oder neu begonnen).
  • Diaphragma zu früh (weniger als 6 Stunden nach dem Sex) entfernt.

Kein Verhütungsmittel benutzt, z. B.:

  • Alkoholeinfluss, Drogeneinfluss.
  • Es kam zu spontan, nicht darauf vorbereitet.
  • Kein Verhütungsmittel zur Hand.
  • Gedacht, es wird schon nichts passieren.
  • Vorher nicht darüber gesprochen.
  • Coitus interruptus ("Rausziehen", Lusttropfen schon in der Vagina, Penis zu spät zurückgezogen – Samenerguss in Vagina / auf Vulva).
  • Vergessen.
  • Gegen den eigenen Willen Sex gehabt (sexuelle Gewalt, Missbrauch, KO-Tropfen, …).
  • Enger Körperkontakt mit Samenerguss (Spermien gelangen von Vulva oder Hand in die Vagina).

Wie gehe ich mit einer Verhütungspanne um?

Zuallererst: Ruhe bewahren! Panik oder Hektik bringen dich nicht weiter, denn es gibt immer eine Lösung. Überlegt gemeinsam und handelt zeitnah!

Denn um nach ungeschütztem Sex oder einer Verhütungspanne eine Schwangerschaft möglichst noch verhindern zu können, gibt es zwei unterschiedliche Methoden: die sogenannte “Pille danach” und die notfallmäßige Einlage einer Spirale. Am häufigsten wird die „Pille danach“ genutzt.

Was ist die “Pille danach”?

Dies ist eine Notfalltablette, die so schnell wie möglich, am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Sex, eingenommen werden soll. Auch wenn je nach Präparat in der Packungsbeilage steht, “Einnahme bis zu 3-5 Tage nach der Verhütungspanne möglich”,  kann sie ausschließlich wirken, wenn sie früh genug vor dem kommenden Eisprung eingenommen wird. Je länger mit der Einnahme gewartet wird, desto geringer sind die Chancen, dass sie noch wirkt. Die “Pille danach” ist nur für den Notfall gedacht und kann nicht dauerhaft zur Verhütung benutzt werden!
Manchmal bemerkt man eine Verhütungspanne gar nicht und kommt erst durch die ausbleibende Regelblutung auf die Idee, dass man schwanger sein könnte. Mach in dieser Situation am besten einen Schwangerschaftstest. Nach dem Ausbleiben der Regel sollte er zuverlässig anzeigen, ob du schwanger bist. Wenn du den Test zu früh nach dem ungeschützten Sex gemacht hast, musst du ihn eventuell wiederholen, denn es könnte dann sein, dass das Schwangerschaftshormon im Urin noch nicht nachweisbar ist.

Wie wirkt die “Pille danach”?

Die Wirkung der “Pille danach” besteht darin, dass sie die Eireifung verlangsamt. Dadurch wird der Eisprung um mindestens 5 Tage verzögert. Dann sind die Spermien nicht mehr in der Lage, diese Eizelle nach dem Eisprung zu befruchten. Da du nicht genau voraussagen kannst, wann der nächste Eisprung stattfindet, solltest du bei einer Verhütungspanne die „Pille danach“ zur Sicherheit einnehmen. Ihre Sicherheit ist nicht 100 %, da sie zum Beispiel manchmal einfach zu spät eingenommen wird. Trotzdem ist es unbedingt einen Versuch wert. Falls du die "Pille danach"  erst nach der Befruchtung - also zu spät - einnimmst, führt das nicht zum Schwangerschaftsabbruch, sie ist also keine Abtreibungspille.

Grafik: schematische Darstellung der über 6 Tage abnehmenden Befruchtungsfähigkeit von Spermien
Die Befruchtungsfähigkeit von Spermien nimmt mit der Zeit ab und beträgt üblicherweise maximal 5 Tage. Die "Pille danach" verschiebt den Eisprung um mindestens 5 Tage.

Die wichtigsten Informationen zur "Pille danach":

Hat die "Pille danach" Nebenwirkungen?

Gut zu wissen: Die “Pille danach“ wird meistens gut vertragen. Wenn Nebenwirkungen auftreten, handelt es sich in der Regel um Kopfschmerzen, Bauch- oder Unterleibsschmerzen, Unwohlsein und / oder leichte Zwischenblutungen. Falls es innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme zu Erbrechen oder Durchfall kommt, muss die Einnahme wiederholt werden.

Wo kann man die "Pille danach" kaufen und was kostet sie?

Man kann die „Pille danach“ ohne Rezept in der Apotheke bekommen, muss sie dann allerdings selbst bezahlen. Mit ärztlichem Rezept gilt die Kostenerstattung wie bei der „Pille“: Bis 18 Jahre ist sie für dich kostenlos, zwischen 18 und 21 Jahren musst du nur die Rezeptgebühr (aktuell 5€) bezahlen, ab 22 Jahren zahlst du den vollen Preis. Wenn du privat versichert bist, musst du den vollen Preis bezahlen, egal wie alt du bist. Du kannst versuchen, dir die Kosten von deiner privaten Krankenkasse zurückerstatten zu lassen.

Übrigens: Die „Pille danach“ kann man auch am Wochenende, an Feiertagen oder nachts in der Apotheke kaufen, die Notdienst hat (im Internet informieren! www.apotheken.de). Wenn du ärztlichen Rat suchst, aber die Praxis geschlossen ist, kannst du den Notdienst unter 116117 anrufen oder in die Ambulanz eines Krankenhauses gehen.

Was muss ich nach der Einnahme beachten?

Für die nächsten 3 Wochen nach der Einnahme gilt: Sex, wenn, nur mit Kondom! 

Aufgepasst: Wenn du die Notfallverhütung wegen einer Pillenpanne nimmst, frag unbedingt in der Apotheke oder in der frauenärztlichen Praxis, wann du wieder mit der Einnahme deiner „normalen“ Pille beginnen sollst. Denn dies kann je nach der Sorte der „Pille danach“ unterschiedlich sein.
Durch die Verschiebung des Eisprungs um ca. fünf Tage kann es auch zu einer Verschiebung deiner nächsten Regelblutung um einige Tage kommen.
Sollte die Regelblutung dann NICHT kommen oder nur sehr schwach sein, solltest du so bald wie möglich einen Schwangerschaftstest durchführen und zwar am besten in einer frauenärztlichen Praxis oder Schwangerenberatungsstelle. Es gibt auch die Möglichkeit, ihn zuhause mit einem Test aus dem Drogeriemarkt oder der Apotheke durchzuführen.

Brauche ich immer die “Pille danach”, wenn ich meine normale Verhütungspille vergessen habe?

Nimmst du die Pille (eine Kombi-Pille mit Gestagen und Östrogen) und es sind seit der letzten Einnahme statt der üblichen 24 Stunden mehr als 36 Stunden vergangen und du hattest in dieser Zeit Sex ohne Kondom? Dann schau in die Packungsbeilage. Dort ist genau erklärt, was du bei deiner speziellen Pille nun tun musst. Eventuell ist eine Notfallverhütung notwendig. Die Packungsbeilage ist im Internet abrufbar, falls du sie nicht mehr in der Packung findest. Natürlich kannst du auch bei deiner frauenärztlichen Praxis nachfragen! 

Woran solltest du noch denken?

Wenn die Verhütung mit Kondom oder Lecktuch schief geht oder ihr nichts davon benutzt habt, besteht auch das Risiko für eine Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Infektion (engl.: sexually transmitted infection, STI). Viele dieser Infektionen verursachen (zunächst) keine Beschwerden, können aber trotzdem krank machen. Informiere dich in einer Praxis oder Beratungsstelle, wenn du Fragen hast und natürlich unbedingt, wenn du in den nächsten Tagen oder Wochen Beschwerden hast. Wenn das Risiko besteht, dass die Person mit der zu Sex hattest HIV-positiv ist, geh so schnell wie möglich in eine ärztliche Praxis oder AIDS-Beratungsstelle. Hier kannst du, wenn nötig, ein Medikament bekommen: die sogenannte  Postexpositionsprophylaxe (PEP). Wie bei der Pille danach, ist auch hier die frühzeitige Einnahme entscheidend.

Quellen

American College of Obstetrics an Gynecologists (ACOG): Emergency Cotraception. Practice Bulletin Number 152, September 2015, reaffirmed 2022.

AWMF: Hormonelle Empfängnisverhütung. S3-Leitlinie, AWMF-Registernummer 015/015, Stand September 2020.

Bundesapothekenkammer: Rezeptfreie Abgabe von Notfallkontrazeptiva („Pille danach“). Handlungsempfehlungen Stand 28.01.2015.

European Medicines Agency (EMA): ellaOne: EPAR - Product information. 18/04/2023 ellaOne - EMEA/H/C/001027 - N/0065.

Robert-Koch-Institut (RKI): HIV-Infektion/AIDS (RKI-Ratgeber). Stand 2022. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html
(abgerufen am 18.01.2024).

Salcedo J. et al.: Society of Family Planning Clinical Recommendation: Emergency contraception. Contraception 2023. online ahead of print.

Scharmanski S, Hessling A: Notfallkontrazeption. Jugendsexualität 9. Welle 2021; BZgA-Faktenblatt Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Stand 18. Januar 2024

Mehr zum Thema Verhütung & Schwangerschaft ...

Du hast noch weitere Fragen?

Dann schreib uns gerne! Wir freuen uns darüber und werden versuchen,
bald einen Beitrag zu deinem Thema zu posten!
Schau doch einfach regelmäßig vorbei, ob die Antwort auf deine Frage schon dabei ist!

Deine Ärzt*innen der ÄGGF

Top