BodyfactsAlle männlichen Geschlechts­organe im Bauchraum

Neben dem Penis und den Hoden, gibt es einige männliche Organe im unteren Bauchraum, die man von außen nicht sehen kann. Diese haben verschiedene wichtige Funktionen für die Fruchtbarkeit und sind trotzdem viel unbekannter als die sichtbaren männlichen Geschlechtsorgane. Die Bläschendrüsen und die Prostata stellen zum Beispiel die Samenflüssigkeit her! Darunter versteht man die Flüssigkeit, die mit den Spermien (Samenzellen) zusammen das Sperma bildet. Weitere Einzelheiten zu den verschiedenen Organen findest du hier:

Die Bläschendrüsen

Die Bläschendrüsen liegen rechts und links oberhalb der Prostata und sind ähnlich wie eine größere Erdnussschale ca. 5 cm lang. Sie produzieren eine fruchtzuckerhaltige Flüssigkeit zur Ernährung der Spermien (Samenzellen) und steuern den größten Teil zur Samenflüssigkeit bei, nämlich ca. 2/3 der Gesamtmenge. Diese Energie brauchen die Spermien unbedingt, denn sie sind die einzigen menschlichen Zellen, die sich aktiv fortbewegen können. Das ist für die Fruchtbarkeit enorm wichtig, weil sie zur Befruchtung der Eizelle durch die komplette Gebärmutter bis in die Eileiter schwimmen müssen. Man könnte also sagen, dass die Flüssigkeit aus den Bläschendrüsen eine Art Treibstoff für die Spermien ist! Die zwei Samenleiter, die die Spermien beim Samenerguss vom Nebenhoden bis zur Harn-Samen-Röhre transportieren, verbinden sich mit den Ausführungsgängen der Bläschendrüsen, so dass sich die Flüssigkeit mit den Spermien vermischt.

Die Prostata (Vorsteherdrüse)

Die Samenleiter ziehen nach der Einmündung der Ausführungsgänge der Bläschendrüsen durch die Prostata. Die Prostata wird auch „Vorsteherdrüse“ genannt, weil sie „vor“ der Blase „steht“. Sie ist kastaniengroß und produziert ca. 1/3 der Samenflüssigkeit. Diese enthält viele verschiedene Bestandteile, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Einge schützen die Spermien (Samenzellen) vor der sauren Vaginalflüssigkeit und verflüssigen den Zervixschleim am Eingang der Gebärmutter. Andere verflüssigen das Sekret des Spermas und ermöglichen dadurch die Beweglichkeit der Spermien (das Schwimmen). Die Prostataflüssigkeit leistet also auch einen wichtigen Beitrag, damit die Spermien den Weg durch die Gebärmutter in den Eileiter schaffen können, um dort die Eizelle zu befruchten.
Übrigens: Die Spermien können in der Gebärmutter und im Eileiter bis zu 5 Tage überleben! 

Harn-Samen-Röhre

Im Bereich der Prostata münden die zwei Samenleiter in die Harn-Samen-Röhre. Die Harn-Samen-Röhre heißt so, weil durch sie beim Samenerguss entweder durchschnittlich 2-6 ml Sperma (Summe aus Spermien und Samenflüssigkeit, auch Ejakulat genannt) oder Urin (Harn oder "Pipi") fließen.
Keine Sorge, Urin und Sperma können nicht gleichzeitig aus dem Penis kommen.

Cowpersche Drüsen

Die Cowperschen Drüsen sind etwa erbsengroß und liegen unterhalb der Prostata und münden rechts und links in die Harnröhre. Sie produzieren bei sexueller Erregung schon vor dem Samenerguss den „Lusttropfen“. Dieser reinigt die Harn-Samen-Röhre von Urinresten und befeuchtet gleichzeitig die Eichel. Er ist also ein natürliches Gleitmittel beim Sex
Aufgepasst: In diesem „Lusttropfen“ können sich bereits Spermien und bestimmte sexuell übertragbare Krankheitserreger befinden. Wenn kein Kondom benutzt wird, wie beim sogenannten „Aufpasser/Rückzieher“ (Coitus interruptus) - also den Penis vor dem Samenerguss rausziehen -, können Spermien z. B. in die Vagina und weiter durch Gebärmutter und Eileiter zu einer Eizelle gelangen und diese befruchten. Außerdem kannst du dich so - egal wie man Sex hat - mit sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken. "Aufpassen" ist also keine funktionierende Verhütungsmethode, da sie weder vor ungeplanten Schwangerschaften noch vor Krankheiten schützen kann!

Quellen

Jänig W: Vegetatives Nervensystem.In: Schmidt R F, Lang F, Heckmann M (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage 2010, Springer Heidelberg; 403-429.

Pschyrembel Redaktion: Samenblase, Stand 01/2019 https://www.pschyrembel.de/Bläschendrüse/K03T1/doc/ (abgerufen 6.2.2023).

Pschyrembel Redaktion: Prostata, Stand 08/2018 https://www.pschyrembel.de/Bläschendrüse/K03T1/doc/ (abgerufen 6.2.2023).

Randazzo M, Grobholz R: Prostata: Anatomie und Physiologie. Urologie in der Praxis 2019; 21:92–97.

Steger K: Anatomische und physiologische Grundlagen der Fertilität und der sexuellen Funktion. In: Michel M S et al.(Hrsg.) : Die Urologie, Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg 2014. 

Werny F S, Schlatt S: Reproduktion. In: Schmidt R F, Lang F, Heckmann M (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage 2010, Springer Heidelberg; 462-73. 

Stand 10. Februar 2023

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