Verhütung & SchwangerschaftAlles Wichtige über die Pille!

Die “Pille” (auch Verhütungspille oder "Anti-Baby-Pille" genannt) ist eine sehr verbreitete Verhütungsmethode, auch unter Jugendlichen. Sie wurde und wird von vielen Millionen Mädchen und Frauen weltweit genutzt.  Die "Pille" enthält Hormone, die eine Schwangerschaft verhindern können. “Pille” ist eigentlich der Name einer Arzneiform wie auch “Tablette” oder “Dragee”, aber im Laufe der Zeit hat sich der Begriff verselbständigt und bezeichnet nun ausschließlich Hormontabletten zur Verhütung.

Es wird zwar immer von "der Pille" gesprochen, doch es gibt nicht nur eine, sondern viele verschiedene mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen und Namen. Wir wollen dir auf dieser Seite erklären, welche Inhaltsstoffe die Pille hat und wie sie wirken kann, was du bei der Einnahme beachten musst und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Kombi-Pille oder reine Gestagen-Pille: was bedeutet das?

Alle Pillen enthalten künstlich hergestellte Hormone. Pillen, die zwei Hormone kombiniert enthalten, nennt man auch "Kombinationspräparate", "Kombi-Pillen" oder "Mikro-Pillen". Die beiden enthaltenen Hormone ähneln den körpereigenen weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron (aus der Gruppe der Gestagene). Pillen, die östrogenfrei sind, also nur Gestagen enthalten, nennt man "Gestagen-Monopräparate", "Gestagen-Pillen" oder auch "Minipille".

 

Illustration von zwei nackten Personen (bis knapp unter den Schultern sichtbar) hinter zwei wolkenähnlichen Bettdecken, die sich anlächeln und Fragezeichen über den Köpfen haben

Kombi-Pille

Im weiblichen Zyklus beeinflussen sich verschiedene Hormone gegenseitig und sind mal mehr und mal weniger im Blut vorhanden. Die Einnahme der Kombi-Pille führt dazu, dass die Menge der Geschlechtshormone im Blut nicht mehr schwankt, sondern immer gleich ist. Dadurch werden die übergeordneten Steuerhormone ausgeschaltet, die sonst eine Eizelle heranreifen lassen und den Eisprung auslösen würden. Durch den immer gleichen Hormonspiegel bei Einnahme der Kombipille werden also Eizellreifung und Eisprung verhindert. Und wenn keine Eizelle aus dem Eierstock springt, kann sie auch nicht befruchtet werden - und du kannst nicht schwanger werden. Außerdem machen die Hormone in der Pille den Zervixschleim zäh, so dass beim Geschlechtsverkehr keine Spermien hindurch gelangen. Zudem baut sich - wenn man die Pille nimmt - die Gebärmutterschleimhaut nicht auf. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass es - zum Beispiel durch eine vergessene Pille - doch zu einer Befruchtung kommt, kann sich dort die befruchtete Eizelle dann nicht einnisten. Diese 3 Wirkmechanismen machen die Kombi-Pille zu einer sehr zuverlässigen und beliebten Verhütungsmethode - vorausgesetzt, sie wird regelmäßig eingenommen.

Gestagen-Pille

In dieser Pille ist nur ein Hormon enthalten, nämlich ein Gestagen. Dieses gibt es in unterschiedlicher Dosierung und mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Das Gestagen wirkt hauptsächlich auf den Schleimpfropf im Gebärmutterhals (Zervixschleim), vermindert die Beweglichkeit der Eileiter und verändert die Schleimhaut in der Gebärmutter so, dass sich eine befruchtete Eizelle dort nicht einnisten könnte. Die Befruchtung der Eizelle ist bei den aktuell empfohlenen Gestagen-Mono-Präparaten jedoch sehr unwahrscheinlich, da sie - genau wie die Kombi-Präparate - bei korrekter Einnahme den Eisprung zuverlässig hemmen. So wird die Entstehung einer Schwangerschaft sehr sicher verhindert.

Was ist nun gleich? Und was ist anders?

Die Art und Weise, wie Kombipille und Gestagen-Pille wirken, ist eigentlich ziemlich ähnlich. Der größte Unterschied zwischen den beiden Gruppen liegt in ihrem Einfluss auf die Gebärmutterschleimhaut und in ihrem Nebenwirkungsprofil.
Das Östrogen in der Kombi-Pille stabilisiert die Gebärmutterschleimhaut, so dass sie den Zyklus über immer ungefähr gleich ist und nicht ungeplant blutet. Im Gegensatz dazu wird die Schleimhaut bei reinen Gestagen-Pillen nur minimal oder gar nicht aufgebaut. Deshalb ist die Blutung meistens schwächer, eventuell unregelmäßig oder bleibt ganz aus. Zu Beginn der Einnahme / Anwendung kann es bei den reinen Gestagen-Pillen dementsprechend häufiger zu Zwischenblutungen kommen als bei den Kombi-Pillen. Wer eine Gestagen-Pille benutzt, sollte darauf vorbereitet sein, dass sich ungeplant mal eine leichte Blutung zeigt (Slipeinlage o.ä. mitnehmen!).

Kann ich mir die Pille ohne Wissen / Zustimmung der Eltern verschreiben lassen?

Illustration: Mädchenkopf mit Brille und Zopf

Da eine sichere Verhütung natürlich und besonders auch für Jugendliche wichtig ist, gibt es viele Mädchen unter 18 Jahren, die die Pille nehmen möchten. Ob die Pille generell als Verhütungsmittel für dich in Frage kommt, besprichst du zunächst mit deiner Frauenärztin / deinem Frauenarzt.
Wenn du dich für die Pille entschieden hast, gilt: die Pille ist ein rezeptpflichtiges Medikament. Für deren ärztliche Verordnung an Minderjährige ist in Deutschland eigentlich die Zustimmung der Eltern / Erziehungsberechtigten erforderlich. Bestimmte Ausnahmen hiervon sind jedoch in Abhängigkeit von Alter und Entwicklungsstand der Minderjährigen möglich.
Wenn Ärzt*innen in einem persönlichen Gespräch die Einwilligungsfähigkeit der Minderjährigen festgestellt haben, dürfen sie die Pille ohne Wissen / Zustimmung der Eltern / Erziehungsberechtigten folgendermaßen verschreiben:

•    Unter 14 Jahren ist die Einwilligungsfähigkeit nur sehr selten vorhanden.
Die Pille wird nur in Ausnahmefällen ohne Zustimmung verordnet.
•    Zwischen 14 und 16 Jahren kann die Einwilligungsfähigkeit vorhanden sein.
Die Pille wird häufiger auch ohne Zustimmung verordnet.
•    Zwischen 16 und 18 Jahren ist die Einwillig­ungsfähigkeit in der Regel vorhanden.
Die Pille wird meistens ohne Zustimmung verordnet.

Gut zu wissen: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen bis zum 18. Geburtstag die Kosten für ärztlich verordnete Verhütungsmethoden. Danach zahlst du bis zum 22. Geburtstag nur die Rezeptgebühr (aktuell 5€). Ab deinem 22. Geburtstag (und immer bei privater Krankenversicherung) musst du die Kosten für alle Verhütungsmittel selbst tragen.

Wie nimmt man die Pille ein?

Deine Pille wird dir in der gynäkologischen Praxis verschrieben und mit dem Rezept holst du die Pillenpackung aus der Apotheke. Meist erklären die Frauenärzt*innen, wie du die Pille einnehmen sollst. Aber oft ist man so aufgeregt, dass man die Hälfte davon nicht mitbekommt. Du kannst in der Packungsbeilage nochmal nachlesen oder in der Praxis nachfragen, wenn du dich überfordert fühlst. Weil es verschiedene Einnahmepläne gibt, können wir hier nur allgemeine Hinweise geben.


Grundsätzlich müssen hormonelle Verhütungsmittel sehr regelmäßig angewendet werden, damit sie eine Schwangerschaft verhüten. Die Pille muss täglich eingenommen werden, am besten ungefähr zur gleichen Zeit. Zwischen zwei Einnahmen dürfen nicht mehr als 36 Stunden liegen! Das bedeutet: Wenn du die Einnahme der Pille (also 24 Stunden nach der vorherigen Einnahme) vergisst, bist du nur vor einer Schwangerschaft geschützt, wenn du die Tablette in den nächsten 12 Stunden nachholst. Wenn mehr Zeit, also mehr als 24+12=36 Stunden, vergehen, dann informiere dich im Kapitel Verhütungspannen oder hier, was nun zu tun ist.


Das häufigste Einnahmeschema bei der Kombi-Pille ist das 21/7-Schema. Das bedeutet: Nach 21 Tagen Einnahme macht man bei der Kombi-Pille 7 Tage Pause. Auch wenn du nach 21 Einnahmetagen 7 Tage lang keine Pille einnimmst, bist du die gesamten 28 Tage = 4 Wochen vor einer Schwangerschaft geschützt. In der Einnahmepause hast du meist deine Blutung (bei der Pilleneinnahme wird die Blutung auch Abbruchblutung genannt), die oft weniger stark und weniger schmerzhaft ist. Da es auch Kombi-Pillen mit einem anderen Einnahmerhythmus gibt (z.B. 24/4), ist es sehr wichtig, die Gebrauchsanweisung deiner Pille genau zu beachten. Oftmals sind für die Pausentage Tabletten ohne Wirkstoff im Blister, damit du nicht mitrechnen musst, wann du mit der nächsten Packung starten musst. Manche nehmen in Absprache mit ihrem Frauenarzt / ihrer Frauenärztin die Kombi-Pille sogar durchgängig ohne Pause oder in einem Langzyklus (= 3 Pillenblister hintereinander, dann 1 Woche Pause) ein.
Die Gestagen-Pille wird täglich ohne Pause eingenommen. Wenn ein Blister (Medikamentenstreifen) leer ist, geht es am nächsten Tag mit dem nächsten Blister weiter.

Ab wann verhütet die Pille sicher?

Wenn du die Pille erstmalig nimmst, dann beginne an deinem nächsten 1. Zyklustag damit, also wenn sich das nächste Mal eine Regelblutung zeigt. Zu welcher Uhrzeit du startest, ist egal - die Einnahme sollte aber danach jeden Tag zur ähnlichen Uhrzeit erfolgen.

Bei Einnahme ab dem 1. Zyklustag bist du ab dem ersten Einnahme-Tag sicher vor ungewollten Schwangerschaften geschützt - vorausgesetzt, dass du die Pille regelmäßig einnimmst, sie nicht durch Erbrechen / starken Durchfall unwirksam geworden ist und du keine anderen Medikamente eingenommen hast, die die Wirkung der Pille einschränken.


Startest du erstmalig zu einem anderen Zeitpunkt in deinem Zyklus, musst du die Pille mindestens 7 Tage lang täglich einnehmen, bevor die Verhütung sicher ist. In dieser Situation muss also in den ersten 7 Tagen der Pilleneinnahme trotzdem ein Kondom benutzt werden (was als Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen ja eh zum Sex dazugehört!).

Wie ist es mit den Nebenwirkungen?

In den meisten Fällen wird die Pille gut vertragen. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Brustspannen können häufiger auftreten, Schwindel und Übelkeit oder Unwohlsein nur gelegentlich. Wenn du nach einer Zeit bemerkst, dass die Pille bei dir bewirkt, dass du weniger Lust auf Sex hast, du stark an Gewicht zunimmst oder sich deine Stimmung ändert (depressive Verstimmung bis hin zu Depression), dann solltest du dies unbedingt mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt besprechen. Wahrscheinlich wird dir in dem Fall zu einem Wechsel auf eine andere Pille geraten.
Die Kombi-Pillen (enthalten Östrogen und Gestagen) erhöhen das Risiko für Thrombosen, die in seltenen Fällen auftreten können. Ein bisschen Statistik: Ohne hormonelle Verhütung bekommen ungefähr 2 von 10.000 Anwender*innen pro Jahr eine Thrombose. Bei Einnahme einer Kombi-Pille steigt das Risiko je nach Präparat auf bis zu 12 von 10.000 Anwender*innen pro Jahr. Thrombosen sind Blutgerinnsel, die die Adern verstopfen. Wenn diese mit dem Blutstrom weggeschwemmt werden, kann das die Blutversorgung der Lunge und dadurch auch aller weiteren lebenswichtigen Organe gefährden. Wenn dabei Blutgefäße, die das Gehirn oder Herz versorgen, betroffen sind und “verstopft werden”, kann es zum Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen.
Gibt es eine solche Neigung zu Thromboserkrankungen bereits bei dir oder in deiner Familie? Dann solltest du das der Ärztin / dem Arzt mitteilen. Auch durch Rauchen, Übergewicht, eine Operation bzw. vorübergehende Ruhigstellung (z. B. Gips am Bein) oder Langstreckenflüge kann dein persönliches Risiko zusätzlich erhöht sein und muss bei der Verordnung von Kombi-Pillen berücksichtigt werden.

Viele haben Angst vor einer Gewichtszunahme durch die Pille. Das betrifft längst nicht alle. Bei manchen liegt dies nur daran, dass gerade zu Beginn der Einnahme weniger Flüssigkeit ausgeschieden wird. 2 Liter Wasser mehr im Körper entsprechen 2 kg mehr auf der Waage. Es ist also keine Gewichtszunahme durch mehr Körperfett! Manchmal führen die Gestagene tatsächlich zu vermehrtem Appetit. Wenn man dann entsprechend mehr isst, kann es natürlich zu einer echten Gewichtszunahme kommen.

Die meisten der beschriebenen Nebenwirkungen verschwinden mit zunehmender Anwendungsdauer. Manche gewöhnen sich auch daran und empfinden sie nicht mehr als störend.
du solltest aber natürlich nicht unter dauerhaften Nebenwirkungen leiden und irgendetwas "aushalten", was sich nicht gut für dich anfühlt. Bei allen Veränderungen, die du nach Beginn der Pilleneinnahme bemerkst (z. B. neu auftretende Kopfschmerzen) und die dich beunruhigen, gilt: Sprich deine Frauenärztin / deinen Frauenarzt darauf an und lass dich beraten. Informiere dich auch über mögliche hormonfreie Alternativen. Manchmal muss man verschiedene Verhütungsmethoden ausprobieren, bis man die richtige für sich gefunden hat.

Übrigens: Neben den oben beschriebenen unerwünschten Nebenwirkungen kann die Pille auch positive Effekte haben. Sie kann je nach Hormonzusammensetzung helfen, Regelschmerzen zu lindern. Auch kann sie die Blutungsstärke regulieren und bei unregelmäßigen Zyklen helfen. Bei vielen ist die Pille außerdem begehrt, weil sie Pickel / Akne verbessern oder eine vermehrte  Körperbehaarung (männlichen Behaarungstyp) reduzieren kann.

Quellen

AWMF: Hormonelle Empfängnisverhütung. S3-Leitlinie, AWMF-Registernummer 015/015, Stand September 2020.

Böttcher, B: Kontrazeptionsbeginn in der Pubertät – wann, wie, womit? Monatsschrift Kinderheilkunde 2019 ; 167:1121–1129.

Fillenberg S: Kontrazeption. In: Lasch L, Fillenberg S (Hrsg.): Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. 1. Auflage 2017,  Springer Verlag; 150-154.

Schrörs H-S: Pilleneinnahme und Zeitverschiebung. Deutsches Ärzteblatt 2001; 98(42):23.

Segerer S, Keck C: Unverträglichkeit der Pille. Gynäkologie + Geburtshilfe 2019; 24 (6): 32-34.

Zotz R B et al.: Blutgerinnung und hormonelle Kontrazeptiva. Gynäkologische Endokrinologie 2022; 20: 263-171.

Stand 30. Mai 2023

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