Verhütung & SchwangerschaftWie wird man schwanger? Wo und wie findet die Befruchtung statt?

Eine Schwangerschaft entsteht, wenn eine Eizelle und ein Spermium (Samenzelle) verschmelzen. Dazu müssen sie aber irgendwie zueinanderfinden, denn die Eizellen ruhen seit der Geburt im Eierstock und die Spermien werden ab der Pubertät in den Hoden dauernd neu produziert. In der Eizelle befindet sich die Hälfte des Bauplans (Erbinformation) für einen neuen Menschen, im Spermium die andere Hälfte.

Wo entsteht ein Kind?

Beim vaginalen Geschlechtsverkehr gelangt Sperma (2 – 6 ml weißliche Flüssigkeit, in der sich mindestens 39 Millionen Spermien befinden sollten) durch den steifen Penis in die Vagina und von dort in die Gebärmutter und die Eileiter. Die Spermien können dort je nach Fitness üblicherweise maximal 5 Tage befruchtungsfähig überleben und auf eine Eizelle „warten“.
Wenn die Eizelle beim Eisprung aus dem Eierstock vom trichterförmigen Ende des Eileiters aufgenommen wird, kann das schnellste und fitteste Spermium durch die Hülle in das Innere der Eizelle gelangen und die Erbinformationen von beiden Zellen können verschmelzen. Ein Mensch entsteht.

Bei anderen Formen von Geschlechtsverkehr (Oralverkehr, Analverkehr, ...) kann keine Schwangerschaft entstehen, es sei denn Sperma gelangt dabei an die Vulva / in die Vagina.

Übrigens:
Ob es ein "biologisch" weibliches oder männliches Kind wird, hängt davon ab,
welches Spermium (Erbinformation x oder y) die Eizelle (Erbinformation immer x) befruchtet:
Eizelle (x) + Spermium (x) = xx = weiblicher Chromosomensatz
Eizelle (x) + Spermium (y) = xy = männlicher Chromosomensatz

Illustration der Befruchtung einer Eizelle (X-Chromosom) durch eine Samenzelle (X-Chromosom), sowie weitere Samenzellen (X- oder Y-Chromosom)

Alles rund um den Eisprung - Zyklus für Fortgeschrittene:

  • Bei der Geburt befinden sich bereits sämtliche Eizellen (im Schnitt mehr als eine Million) in beiden Eierstöcken. Sie ruhen dort die ganze Kindheit über und eine ganze Reihe gehen in dieser Zeit schon verloren.
  • Zur Menarche besteht noch ein Vorrat von ca. 400.000 Eizellen, die in der fruchtbaren Lebensphase (Menarche bis Menopause) verbraucht werden oder einfach so untergehen.
  • In einer Eizelle ist die Hälfte der Erbinformation ­(= Desoxyribonukleinsäure / DNA) für einen neuen Menschen, also die Hälfte des „Bauplans“.
  • Erst wenn sich der Körper in der Pubertät entsprechend verändert hat, werden die Eierstöcke durch Hormone aus dem Gehirn aktiviert, so ähnlich, als würde das Gehirn eine Nachricht an die Eierstöcke senden.
  • Die Eierstöcke „lesen“ die Nachricht und immer nur einer von beiden lässt nun in seinem Inneren einige der Eizellen jeweils in einem kleinen flüssigkeitsgefüllten  Eibläschen (Follikel) heranreifen. In den Follikeln wird das Hormon Östrogen hergestellt, das in der Gebärmutter den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut veranlasst.
  • Nach einigen Tagen wird die „beste / fitteste“ Eizelle ausgesucht. Meistens nur eine einzige, in selten Fällen könnten es auch zwei oder mehr sein. Bei mehreren würde eine Mehrlingsschwangerschaft entstehen können. Die anderen nicht ausgewählten Eizellen verkümmern.
  • Je größer dieser Follikel mit der ausgewählten Eizelle jetzt wird, desto mehr Östrogen produziert er und desto dicker wird die Gebärmutterschleimhaut.
  • Wenn der Follikel eine Größe von ungefähr 2cm hat, ist die Eizelle ausgereift.
  • Dann reißt die Oberfläche des Follikels ein (man kann sich das wie eine platzende Mini-Wasserbombe vorstellen) und die Eizelle wird mit der Flüssigkeit aus dem Follikel herausgeschleudert. Das nennt man Eisprung (Ovulation).
  • Vorher hat sich das trichterförmige Ende des Eileiters bereits über den Follikel gelegt, so dass die Eizelle aus dem Eierstock direkt vom Eileiter  aufgenommen werden kann. Nun liegt die Eizelle im Eileiter, wo sie nur in den nächsten maximal 24 Stunden von einem Spermium befruchtet werden kann.
  • Der eingerissene Follikel im Eierstock, aus dem die Eizelle herausgespült wurde, verschließt sich wieder und wandelt sich zum sogenannten Gelbkörper um. Dieser stellt nun neben dem Östrogen größere Mengen des Hormons Progesteron her.
  • Progesteron hilft dabei, die Gebärmutterschleimhaut zu perfektionieren, um eine neu entstehende Schwangerschaft zu ernähren. Deshalb wachsen viele kleine Blutgefäße und Drüsen in dieses „Nest“ hinein.
  • Außerdem verhindert das Progesteron, dass im selben Zyklus weitere Eizellen heranreifen – jetzt geht es erst einmal nur um diese Eizelle und eine möglicherweise entstehende Schwangerschaft!

Was passiert mit der Eizelle im Eileiter?

  • Die Eizelle kann maximal 24 Stunden (in der Regel aber nur 12 – 18 Stunden) im oberen Teil des Eileiters auf die Befruchtung durch ein Spermium „warten“. Im Spermium ist die andere Hälfte der Erbinformation (DNA) für einen neuen Menschen. Erst, wenn eine Eizelle und ein Spermium miteinander verschmelzen (Befruchtung), kann also eine Schwangerschaft entstehen.
  • Die so befruchtete Eizelle braucht ungefähr 5 Tage, um vom oberen Teil des Eileiters bis in die Gebärmutterhöhle zu gelangen. In den folgenden zwei Tagen nistet sie sich in die vorbereitete Gebärmutterschleimhaut ein.
  • Aus ihr entstehen das Kind, der Mutterkuchen (Plazenta) mit der Nabelschnur und die Fruchtblase.
  • Über den Mutterkuchen wird der Kontakt zum mütterlichen Blutkreislauf hergestellt, um das entstehende Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen.
  • Außerdem bildet er einen neuen Botenstoff, das sogenannte Schwangerschaftshormon (HCG). Dadurch wird das mütterliche Gehirn über die eingetretene Schwangerschaft informiert, wodurch im Gelbkörper immer größere Mengen Progesteron produziert werden. So wird die Entwicklung dieser frühen Schwangerschaft gesichert.

Quellen

Fillenberg S: Der menstruelle Zyklus. In: Lasch L, Fillenberg S (Hrsg.): Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. 1. Auflage 2017,  Springer Verlag; 134-139.

Fillenberg S, Lasch L: Geburtshilfe, In: Lasch L, Fillenberg S (Hrsg.): Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. 1. Auflage 2017,  Springer Verlag; 174-266.

Raith-Paula et al.: Physiologische Grundlagen der Natürlichen Familienplanung. In: Natürliche Familienplanung heute. 5. Auflage 2013, Springer Berlin Heidelberg; 17-29.

Werny F S, Schlatt S: Reproduktion. In: Schmidt R F, Lang F, Heckmann M (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage 2010, Springer Heidelberg; 462-73. 

Stand 26. April 2023

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