BodyfactsSpannende Fakten über das Impfen!

Wenn es darum geht, Krankheiten zu verhindern, sind Impfungen eine der wirksamsten Maßnahmen, die die Medizin zu bieten hat. Du bist bestimmt auch schon einmal geimpft worden. Aber weißt du eigentlich, was dabei im Körper passiert? Wer entscheidet in Deutschland, welche Impfungen sinnvoll sind? Und wie werden Impfstoffe kontrolliert? Antworten auf diese und andere spannende Fragen findest du in diesem Beitrag!

Wie funktionieren Impfungen?

Jeden Tag muss sich dein Körper gegen viele verschiedene Krankheitserreger wehren. Meistens klappt das, ohne dass du etwas davon mitbekommst. Denn der Mensch verfügt über ein beeindruckendes Abwehrsystem aus vielen verschiedenen Bestandteilen. Ein Teil dieses Abwehrsystems funktioniert schon seit der Geburt. Ein anderer Teil hat die Fähigkeit, das ganze Leben lang dazuzulernen. Diese Lernfähigkeit kannst du dir wie eine “Verbrecherkartei” vorstellen, in der das Aussehen von Krankheitserregern gespeichert wird, die deine Abwehr schon einmal bekämpfen musste. Steckst du dich später erneut mit dem gleichen Erregertyp an, so erkennt deine Abwehr diesen “Verbrecher” und weiss sofort, was zu tun ist, um ihn abzuwehren. Deswegen wirst du bei vielen Krankheiten beim zweiten oder dritten Mal nicht mehr so schwer oder gar nicht mehr krank. Denn der Erreger wird so schnell vernichtet, dass er gar keine Chance mehr bekommt, ein zweites Mal größeren Schaden anzurichten. Impfungen nutzen diese Lernfähigkeit der Abwehr. Sie bringen dem körpereigenen Abwehrsystem bei, Krankheitserreger zu erkennen und abzuwehren. Der unschlagbare Vorteil: man muss sich nicht erst mit der Krankheit anstecken, um das Abwehrsystem lernen zu lassen und die Verbrecherkartei zu erweitern. Impfungen sind also ein effektives Abwehrtraining ohne die Risiken der Erkrankung. Im folgenden Video siehst du, wie Impfen ganz genau funktioniert!

Was ist in Impfstoffen enthalten und was für unterschiedliche Impfstoffarten gibt es?

Impfstoffe präsentieren deinem Körper bzw. deinem körpereigenen Abwehrsystem, wie der jeweilige Krankheitserreger aussieht. Dazu verwenden die meisten Impfstoffe kleine Stückchen der Umhüllung des jeweiligen Erregers. Diese nennt man Totimpfstoffe, weil keine lebenden Bestandteile enthalten sind. Um die Menge an Erregerbestandteilen möglichst gering halten zu können, nutzt man Stoffe, die die Wirkung verstärken (Adjuvanzien). Diese Verstärker erregen die Aufmerksamkeit der Abwehr, damit sie auf den Impfstoff reagiert. Bei einigen wenigen Krankheiten verwendet man Lebendimpfstoffe. Das bedeutet, dass lebende Viren enthalten sind, die aber so verändert wurden, dass man nicht an ihnen erkrankt. Zuletzt entwickelt und daher noch relativ neu ist eine Gruppe von Impfstoffen, die man als mRNA oder DNA-Impfstoffe bezeichnet. Sie enthalten eine Art Bauanleitung für kleine Stücke der Erregerhülle. Wird diese Bauanleitung beim Impfen z.B. in den Oberarmmuskel gespritzt, beginnen die Muskelzellen mit Hilfe des Bauplans die entsprechenden kleinen Hüllenstücke zu produzieren. Diese werden dann vom Abwehrsystem als Fremdlinge erkannt und in der Verbrecherkartei gespeichert.

Wer entscheidet eigentlich, welche Impfungen Sinn machen?

Es gibt Impfungen gegen sehr viele unterschiedliche Krankheiten. Manche sind in einem bestimmten Alter oder in einer bestimmten Region auf der Welt sinnvoll, andere machen bei Personen mit bestimmten Berufen Sinn. Der sogenannte Impfkalender fasst alle Impfempfehlungen zusammen. Die Ständige Impfkommission, kurz STIKO genannt, erarbeitet die Impfempfehlungen und die Landesbehörden der Bundesländer übernehmen diese Empfehlungen üblicherweise. Selbst, wenn die von der STIKO empfohlene Impfung schon verwendet wird, wird ihre Sicherheit fortlaufend kontrolliert. Das übernimmt in Deutschland das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Wenn du mehr über die einzelnen Institutionen und ihre Aufgaben wissen willst, kannst du hier auf den jeweiligen Namen klicken.

die ständige Impfkommission (STIKO)

Alle drei Jahre wählt das Bundesministerium für Gesundheit 12 bis 18 Expert*innen für Impfungen aus, zum Beispiel Ärzt*innen oder Forscher*innen. Diese bilden die Ständige Impfkommission, kurz STIKO genannt. Sie kommen regelmäßig zusammen, um anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse darüber zu beraten, welche Impfungen in Deutschland für wen sinnvoll sind. Es wird sehr genau geprüft, ob die Mitglieder der STIKO auch wirklich unabhängig sind, das heisst, ob sie entscheiden können, ohne sich beeinflussen zu lassen. Ein Beispiel: Wenn Forscher*innen an der Entwicklung eines Impfstoffes mitgearbeitet haben, dürfen diese bei den Beratungen zu diesem Impfstoff nicht mit-entscheiden, weil es dann eine Rolle spielen könnte, dass man sich erfolgreich fühlen möchte, wenn der selbst entwickelte Impfstoff für alle empfohlen würde, oder man - durch den Verkauf des Impfstoffes - mit der Empfehlung sogar Geld verdienen würde. Damit die STIKO-Expert*innen wirklich alle wichtigen Informationen zu einer Impfung oder Krankheit haben, werden Studien und Erfahrungen mit dem Impfstoff aus der ganzen Welt von Wissenschaftler*innen des Robert-Koch-Institutes (RKI) für sie zusammengetragen. Übrigens arbeiten die STIKO-Mitglieder ehrenamtlich, also neben ihrem eigentlichen Job in ihrer Freizeit in diesem Gremium, ohne dafür bezahlt zu werden. So sind sie niemandem verpflichtet und können unparteiisch entscheiden.

die Landesbehörden

Die Behörden der Bundesländer und der gesamte öffentliche Gesundheitsdienst beschäftigt sich mit dem Impfen, weil es hierbei auch um den sog. Gemeinschaftsschutz geht: Wenn du dich impfen lässt, schützt du nicht nur dich, sondern auch andere Menschen, weil du sie nicht mehr anstecken kannst. Deswegen ist es für uns als Gesellschaft so wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, damit sich Krankheiten nicht ausbreiten können. In der Regel empfehlen die Landesbehörden die gleichen Impfungen wie die STIKO. Außerdem sind sie zuständig, falls Menschen durch eine Impfung geschädigt wurden (mehr dazu findest du im Abschnitt Nebenwirkungen).

der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA)

Hier müssen wir ein bisschen weiter ausholen, um das gut erklären zu können, also aufgepasst: 

Gesetzliche Krankenversicherungen in Deutschland arbeiten nach dem Solidaritätsprinzip. Das bedeutet, dass Menschen, je nachdem wie viel sie verdienen, einen bestimmten Betrag an ihre Krankenkasse zahlen. Wenn jemand krank wird und behandelt werden muss, wird das von dem Geld bezahlt, was die Kasse insgesamt von allen Personen bekommen hat. Welche medizinische Maßnahme die Krankenkassen übernehmen und welche nicht, bestimmt der Gemeinsame Bundesausschuss (kurz GBA), der aus Vertreter*innen der Krankenkassen, der Krankenhäuser, der niedergelassenen Ärzt*innen und der Patient*innen besteht. Der GBA entscheidet auch, welche Impfungen für alle Versicherten kostenlos sein sollen und für welche jede Person selbst bezahlen muss. Erst, wenn der GBA einer Maßnahme (also zum Beispiel der Impfung) zustimmt, übernehmen alle gesetzliche Krankenkassen die Kosten dafür.

das Paul-Ehrlich-Institut (PEI)

Das Paul-Ehrlich-Institut ist für die Prüfung, Zulassung und Überwachung von Impfstoffen zuständig. Es kontrolliert, dass die wissenschaftlichen Untersuchungen zu Impfstoffen professionell durchgeführt werden und bewertet, welche Impfstoffe in Deutschland verkauft und benutzt werden dürfen. Dazu stimmen sich die Mitarbeitenden mit anderen Behörden in Europa ab und tauschen Informationen aus. Außerdem muss jede Firma, die Impfstoffe herstellt, regelmäßig Proben der Impfstoffe einschicken. Nur, wenn das PEI die Qualität des Impfstoffes bestätigt, darf die Firma die Impfstoffe verkaufen. Sollte bei geimpften Personen eine neue, bis dahin unbekannte Nebenwirkung auftreten, so untersucht das PEI die Zusammenhänge. Manchmal wird der Verkauf des Impfstoffes vorübergehend gestoppt. Oft kann aber auch Entwarnung gegeben werden, denn nicht alles, was nach einer Impfung passiert, wurde zwangsläufig dadurch verursacht.

Woher weiß ich, wogegen ich geimpft bin?

Alle deine Impfungen werden im gelben Impfpass dokumentiert. Ärzt*innen schreiben dort genau auf, wann sie dich gegen welche Krankheiten mit welchem Impfstoff geimpft haben. Das Datum ist wichtig, weil manche Impfungen in gewissen Abständen wiederholt werden müssen. An einem kleinen Aufkleber mit der sogenannten Chargennummer kann medizinisches Personal erkennen, welcher Impfstoff genau verwendet wurde. Beim Online-Impfcheck können Jugendliche zwischen 9 und 18 Jahren überprüfen, ob sie alle empfohlenen Impfungen haben. Probier es gleich mal aus!

Du kannst deine Impfungen auch in jeder Praxis kontrollieren lassen, nutz doch die Chance beim nächsten Besuch! Dein Impfpass ist ein sehr wichtiges Dokument für dein ganzes Leben! Am besten bewahrst du ihn zusammen mit dem Personalausweis oder anderen wichtigen Papieren auf, damit er nicht verloren geht. Auch auf Reisen solltest du den Impfpass dabei haben, damit die behandelnden Ärzt*innen im Fall einer Verletzung oder Krankheit über deinen Impfstatus informiert sind. 

Du hast keinen Impfpass oder hast deinen verloren? Dann geh unbedingt zu deiner Kinder- und jugendärztlichen Praxis und lass dir helfen! Übrigens kannst du deinen Impfpass mit dem Handy abfotografieren, so dass du eine Sicherheitskopie hast.

Wie sieht es mit den Nebenwirkungen beim Impfen aus?

Bei Impfungen gibt es, wie bei allen wirksamen Medikamenten, Nebenwirkungen. Damit eine Impfung empfohlen wird, muss der Vorteil durch den Impfschutz viel höher sein, als das Risiko, durch die Impfung ernsthaft krank zu werden. Die meisten Menschen fühlen sich nach Impfungen nicht anders als vorher. Solltest du Beschwerden haben, sind es meist harmlose Impfreaktionen: der Arm wird zum Beispiel dick, rot und tut weh oder du fühlst dich schlapp, hast etwas Fieber oder Kopfschmerzen. Das sind Zeichen dafür, dass die körpereigene Abwehr aktiv ist (also lernt) und kein Grund zur Besorgnis. Solche Beschwerden sind meistens nach ein paar Tagen wieder verschwunden. Falls die Beschwerden anhalten oder stärker werden, melde dich in deiner Praxis, die dich geimpft hat. Bevor ein Impfstoff in Deutschland zugelassen wird, muss der Hersteller seine Sicherheit an einigen 1.000 bis 10.000 Menschen untersucht haben. Manchmal gibt es aber sehr seltene Nebenwirkungen, die zum Beispiel nur bei einem von einer Million Geimpften auftreten und deswegen erst auffallen, wenn die Impfung schon verwendet wird. Daher sind alle in der Medizin arbeitenden Personen verpflichtet, den Verdacht auf eine solche Nebenwirkung zu melden. Seit 2012 kann das auch jede Privatperson tun. Impfkomplikationen umfassen Nebenwirkungen von Entzündungen bis zu schweren allergischen Reaktionen. Schwere Impfkomplikationen wie allergische Schocks sind sehr selten, nur ungefähr 1 bis 13 von 1 Million Geimpften je nach Impfstoff erlebt dies. Da eine schwere allergische Reaktion meistens direkt nach einer Impfung auftritt, ist es üblich, noch kurz in der Praxis zu warten und sicherzustellen, dass du alles gut verträgst. Was genau ein Impfschaden ist, wird im Infektionsschutzgesetz festgelegt. Im Prinzip bedeutet es, dass eine Person durch eine Impfung einen körperlichen oder auch finanziellen Schaden erlitten hat. In so einem Fall kann man bei den Behörden der Bundesländer (siehe Landesbehörden) Hilfe beantragen.

Schütz dich selbst und andere 

Wenn du geimpft bist, schützt du nicht nur dich selbst, sondern auch deine Mitmenschen. Diesen Effekt nennt man Gemeinschaftsschutz oder - etwas veraltet - Herdenimmunität. Dieser Gemeinschaftsschutz ist besonders wichtig für Menschen, die nicht geimpft werden können oder bei denen Impfungen nicht wirken können, zum Beispiel wegen Krankheiten des Abwehrsystems. Diese Menschen werden indirekt geschützt, wenn in ihrem Umfeld möglichst viele Menschen geimpft sind und sie deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr angesteckt werden können. Impfungen wirken zwar nie zu 100%. Wenn aber viele mitmachen, können Erreger sich nicht mehr ausbreiten. Dadurch kann sogar erreicht werden, dass manche Erreger in einem Land oder idealerweise auf der ganzen Welt gar nicht mehr vorkommen. Das ist zum Beispiel bei der Krankheit Pocken gelungen. Und weil es den Pocken-Erreger nun nicht mehr gibt, muss heutzutage auch nicht mehr dagegen geimpft werden. Bei der Kinderlähmung (Polio) stehen wir auch ganz kurz davor, die Krankheit weltweit endgültig auszurotten. Je mehr Menschen mitmachen und sich impfen lassen, desto besser ist es für uns alle, und wer weiß, vielleicht brauchen deine Kinder einige Impfungen gar nicht mehr, weil wir die Krankheit gemeinsam besiegt haben!

Quellen

Gulbins, E., Lang K.S. (2011) Immunsystem. In: Schmidt, R.F., Lang F., Heckmann M. (Hrsg.). Physiologie des Menschen .31. überarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg. S. 503 - 512. 

Kayser V, Ramzan I: Vaccines and vaccination: history and emerging issues. HUMAN VACCINES & IMMUNOTHERAPEUTICS 2021: 17 (12) S.5255–5268. 

Nationaler Impfplan. Impfwesen in Deutschland – Bestandsaufnahme und Handlungsbedarf. Stand 1.Januar 2012. 

Oberle D. et al.: Anaphylaxis After Immunization of Children and Adolescents in Germany. The pediatric Infectious Disease Journal 2016; 35(5):535-41. 

Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2024. Epidemiologisches Bulletin 2024;4: S. 1- 72.

Stand 03. Januar 2025

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