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Die HPV-Impfung - bester Schutz vor Genitalwarzen und HPV-bedingtem Krebs!

Humane Papillomviren (HPV) sind weit verbreitet und können unterschiedliche Krankheiten verursachen. Sobald du sexuell aktiv bist, betrifft dich das Risiko einer Ansteckung genau wie alle anderen und die Papillomviren könnten auch dich krank machen. Zum Glück gibt es eine Impfung, die den Körper vor diesen Viren schützt.

Warum gibt es die HPV-Impfung und wie schützt sie dich?

Humane Papillomviren (HP-Viren) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen weltweit. Fast jede Person, die Sex hat, steckt sich irgendwann mit diesen Viren an. Glücklicherweise ist es fast immer so, dass der Körper bzw. sein Abwehrsystem diese Viren erfolgreich bekämpft und man nicht erkrankt. Das ist erstmal eine gute Nachricht. “Fast immer” ist aber nicht “immer”. Leider ist die Anzahl der Menschen trotzdem noch groß, bei denen die Viren im Körper bleiben und ihn krank machen. Und leider kann man nicht vorhersehen, bei wem das passiert und bei wem nicht. Welche Krankheitszeichen (=Symptome) dann auftreten, ist vom Virustyp abhängig, denn nicht alle HP-Viren sind gleich. Bei Niedrigrisiko-Typen können Genitalwarzen, bei Hochrisiko-Typen Krebserkrankungen entstehen. Und genau deswegen gibt es die HPV-Impfung. Wenn du geimpft bist, ist die Chance viel höher, dass deine Abwehr die Viren erfolgreich bekämpft! Die Impfung stellt sicher, dass die körpereigene Abwehr die häufigsten Virustypen erkennt und weiss, wie sie bekämpft werden müssen. Dadurch können die Viren im Körper keinen Schaden anrichten. Am Besten funktioniert die Impfung bevor du anfängst, Sex zu haben. Willst du mehr über die Viren selbst wissen? Dann klicke hier. Mehr Infos darüber, wie genau Impfungen im Körper wirken, findest du hier.

Wann sollte man sich impfen lassen?

In Deutschland wird die Impfung für alle 9-14-jährigen Kinder und Jugendlichen empfohlen. Wer diesen Zeitraum verpasst, kann die Impfung noch bis zum 18. Geburtstag kostenfrei nachholen. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten auch danach noch - erkundige dich am besten direkt bei deiner Krankenkasse. Grundsätzlich schützt die Impfung umso besser, je früher sie im empfohlenen Zeitraum gegeben wird. Du möchtest dich impfen lassen, aber deine Eltern sind zögerlich oder nicht einverstanden? Bis zum 14. Geburtstag benötigst du die Impfeinwilligung deiner Eltern, danach kannst du - je nach deiner individuellen Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit - selbst über die Impfung entscheiden (in der Regel ab 16 Jahren).

Warum gibt es die Impfempfehlung für genau dieses Alter?

Die Altersempfehlung 9-14 Jahre hat zwei unterschiedliche Gründe: Erstens “lernt” das Abwehrsystem durch eine Impfung bei Jüngeren besser, was dazu führt, dass eine höhere Schutzwirkung erreicht wird. In diesem Zeitraum brauchst du insgesamt nur zwei Impfungen in den Oberarm für den maximalen Schutz (ab 15 Jahre sind es dann drei). Zweitens stecken sich sehr viele schon in den ersten zwei Jahren ab dem Beginn sexueller Aktivitäten mit HPV an. Deswegen ist es sinnvoll und am Sichersten, schon VOR dem 1. Sex geimpft zu sein. Klar, dass eine Impfung auch für Menschen, die schon Sex hatten, noch wichtig und sinnvoll ist. Besser spät als nie!! Die HPV-Impfung gibt es schon seit 2007. Seitdem wurde auf der ganzen Welt mehr als 270 Millionen Mal gegen HPV geimpft und es wurden sehr viele wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. In Deutschland ist es die Aufgabe der Ständigen Impfkommission (kurz STIKO), neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu bewerten und Impfempfehlungen zu geben. Dabei wurde festgestellt, dass die Impfung viel besser wirkt, je jünger die Personen bei der Impfung waren. Deswegen ist das Impfalter auf 9-14 Jahre festgelegt worden. Ganz aktuelle Studien zeigen sogar, dass es am besten ist, wenn man schon mit 12-13 Jahren beide Impf-Dosen erhalten hat.

Kann ich mich auch noch impfen lassen, wenn ich schon Sex hatte?

Ja, das ist auf jeden Fall sinnvoll. Zwar wissen wir, dass die aktuell verwendeten Impfstoffe nicht gegen HPV-Typen helfen, mit denen man sich vielleicht schon angesteckt hat. Aber da es viele verschiedene Virus-Typen gibt und beide Impfstoffe vor mehreren schützen, schützt die Impfung immer noch vor den übrig gebliebenen Typen, mit denen dein Körper nicht infiziert ist.

Wo kann ich die Impfung bekommen und wie oft muss ich geimpft werden?

Die HPV-Impfung bekommst du überall dort, wo geimpft wird. Das können kinder- und jugendärztliche, frauenärztliche, urologische oder auch hausärztliche Praxen sein. Wenn du vor dem 15. Geburtstag startest, erhältst du zwei Spritzen im Abstand von mindestens 5 Monaten in den Oberarm. Nach dem 15. Geburtstag brauchst du für den maximal möglichen Schutz drei Spritzen, die zweite je nach Impfstoff nach einem oder zwei Monaten und die dritte nach 6 Monaten. Die bisher vorhandenen Studien (die Impfung gibt es erst seit 2006) können sicher nachweisen, dass die Wirkung mindestens 14 Jahre anhält, weshalb bisher keine weitere Auffrischungsimpfung empfohlen wird.

Wie läuft die Impfung genau ab? Wohin wird geimpft?

Wie alle anderen Impfungen auch, wird die HPV-Impfung in den Oberarm gespritzt. Geimpft wird im Sitzen oder Liegen. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, weil manchen schwindelig wird, wenn sich eine Nadel oder Spritze dem Körper nähert. Vorher werden dir ein paar Fragen gestellt, zum Beispiel, ob du Allergien oder Krankheiten der körpereigenen Abwehr hast, und speziell, ob du schon einmal allergisch auf eine Impfung reagiert hast oder gerade krank bist. Anders als hohes Fieber oder schwerwiegende Infektionen ist eine Erkältung kein Grund, eine Impfung zu verschieben. Nach der Impfung wirst du in der Regel noch kurz in der Praxis bleiben, um sicherzugehen, dass du die Impfung gut verträgst.

Welche Angaben muss ich vor der Impfung machen?

Vielleicht hast du Sorge, dass du vor der Impfung sagen musst, welche sexuelle Orientierung du hast oder welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst oder ob du schonmal Sex hattest. Keine Sorge, diese persönlichen Informationen spielen für die Impfung keine Rolle und du musst sie nicht preisgeben. Du kannst aber die Gelegenheit nutzen und dich in der Praxis dazu beraten lassen, wenn du möchtest.

Was für HPV-Impfstoffe gibt es und wogegen schützen sie genau?

Aktuell gibt es in Deutschland zwei verschiedene HPV-Impfstoffe. Beide schützen vor den beiden häufigsten krebsauslösenden = Hochrisiko-Typen. Man bezeichnet sie als Nummer 16 und 18.. Die Impfstoffe enthalten nur nachgebaute Bruchstücke der Virushülle, aber nicht die eigentlich krankmachende Information aus dem Inneren des Virus. Daher können durch die Impfung keine Krebserkrankungen oder Genitalwarzen ausgelöst werden. Einer der beiden Impfstoffe enthält zusätzlich Bestandteile der Virushülle von sieben weiteren Virustypen. Dazu gehören fünf Hochrisikotypen (Typ 31,33,45,52,58) und die zwei häufigsten Niedrigrisiko-Typen (Typ 6 und 11). Dieser Impfstoff schützt damit zu ca. 90% vor HPV-bedingten Krebsarten und Genitalwarzen, der andere zu ca. 70% vor HPV-bedingten Krebserkrankungen.

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Beim Impfen unterscheidet man zwischen Impfreaktionen und Impfkomplikationen. Impfreaktionen sind zum Beispiel Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle, erhöhte Temperatur, Kopfschmerzen und generelles Schwächegefühl. Wenn du so etwas merkst, bedeutet das lediglich, dass deine Abwehr aktiv ist und genau das tut, was sie soll: sie lernt vom Impfstoff. Diese Beschwerden treten bei 10-20% aller Geimpften , also sehr häufig auf, sind in der Regel in wenigen Tagen wieder vorbei und absolut harmlos. Impfkomplikationen hingegen sind sehr seltene Ereignisse. Bei der HPV-Impfung wissen wir zum Beispiel, dass bis zu 3 Personen von 1 Million Geimpften schwer allergisch auf die Impfung reagieren. Dies zeigt sich meist kurz nach der Impfung, wenn man noch ärztlich überwacht wird und dann bei Bedarf sofort behandelt werden kann. Die Sicherheit der Impfung wird weltweit überwacht. Bis auf Einzelfälle sind seit 2007 keine schweren Nebenwirkungen bekannt geworden. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft die Impfung als sehr sicher ein.

Welche weiteren Vorteile hat es, sich impfen zu lassen?

Bei Impfungen schützt du nicht nur dich selbst, du kannst auch keine anderen Personen mehr anstecken. Wenn sich viele Menschen impfen lassen, führt das also dazu, dass bestimmte Krankheiten seltener oder sogar weltweit ausgerottet werden. Diesen Effekt nennt man Gemeinschaftsschutz. Dieser ist auch deshalb so wichtig, weil manche Menschen z.B. aufgrund von Krankheiten nicht geimpft werden können oder Impfungen bei ihnen nicht wirken. Sich impfen zu lassen, ist also ein Doppelschutz: für meine eigene Gesundheit und für die der Gesamtgesellschaft, also auch für all diejenigen, die mir wichtig sind und weit darüber hinaus. Und: du kannst mithelfen, die HPV-bedingten Krebserkrankungen zum Verschwinden zu bringen, die viel Leid verursachen, zum Beispiel Gebärmutterhalskrebs oder Analkrebs! Diese Arten von Krebs treten fast nur nach einer Ansteckung mit HPV auf. Durch die Impfung besteht die Chance, die Krankheiten für immer auszurotten.

Das war jetzt ganz schön viel Info auf einmal? Dieses Video fasst die wichtigsten Inhalte zusammen. Übrigens kannst du auch arabische, türkische, russische, ukrainische und englische Untertitel aktivieren, wenn du möchtest.

Quellen

AWMF: Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien. S3- Leitlinie, AWMF-Register Nr.: 082-002, 2020. 

Kamolratanakul S, Pitisuttithum P: Human Papillomavirus Vaccine Efficacy and Effectiveness against Cancer. Vaccines 2021; 9:1413. 

Kjaer et al.: Final analysis of a 14-year long-term follow-up study of the effectiveness and immunogenicity of the quadrivalent human papillomavirus vaccine in women from four nordic countries. EClinicalMedicine 2020; 23: 100401. 

Lei et al.: HPV Vaccination and the Risk of Invasive Cervical Cancer. New England Journal of Medicine 2020;383:1340-8. 

Nationale Lenkungsgruppe Impfen (NaLi): Internationale und nationale Strategien und Maßgaben. Stand 10.06.2024. https://www.nali-impfen.de/impfen-in-deutschland/hpv-schwerpunkt/hintergrundwissen/hpv-strategien-und-massgaben/ (abgerufen 16.8.24). 

Palmer et al.: Invasive cervical cancer incidence following bivalent human papillomavirus vaccination: a population-based observational study of age at immunization, dose, and deprivation National Cancer Institut 2024; 116(6):857-865. 

Robert-Koch-Institut (RKI): Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ) zu Erreger und Impfung. Stand 12.9.2022 https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html(abgerufen am 06.06.2024). 

RKI (Robert Koch Institut): Humane Papillomviren. RKI-Ratgeber Stand 28.06.2018; https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HPV/Papillomaviren.html (abgerufen 06.06.2024).

Stand 19. Dezember 2024

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