Verhütung & SchwangerschaftDas Kondom im Detail: Vorteile, Anwendung und Pannen

Das Kondom ist derzeit das einzige Verhütungsmittel, mit dem sich Jungen und Männer (genauer gesagt: biologisch männliche Personen / Personen mit Penis & Hoden) aktiv an der Verhütung beteiligen können. Bis man eine Schwangerschaft plant, gehört das Kondom immer zum Sex dazu. Denn es ist neben dem „Femidom“ („Frauenkondom“) und Latextüchern, sogenannten Lecktüchern, die einzige Verhütungsmethode, die auch vor den meisten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) schützt.

Man kann Kondome jederzeit und fast überall (z. B. Drogeriemarkt, Supermarkt, Apotheke, Tankstelle …) problemlos kaufen und muss es nur anwenden, wenn man Geschlechtsverkehr haben möchte. Es gibt keine Altersgrenze beim Kauf von Kondomen!

Mit etwas Übung ist es einfach anzuwenden (siehe Abbildungen). Es greift nicht in den Körper ein und hat, außer bei einer Latexallergie, keine Neben- oder Nachwirkungen. Im Falle einer Latexallergie gibt es latexfreie Kondome.

Das Kondom ist wie eine zweite Haut auf dem Penis und muss rechtzeitig, also vor jeglicher Berührung mit der Vulva / Vagina oder auch After bzw. Mund über den steifen Penis gerollt werden. Es darf grundsätzlich nur einmal benutzt werden.

Die Vorteile des Kondoms:

  • Alle können sich mit um Verhütung kümmern.
  • Es muss erst kurz vor dem Sex angewendet werden.
  • Es kann vor STI und Schwangerschaft schützen.
  • Man kann es fast überall, jederzeit und ohne ärztliche Verschreibung bekommen. Auch die besten Freund*innen könnten einem aushelfen.
  • Es gibt für jede*n die passende Größe.
  • Die Anwendung geht schnell und ist auch für Ungeübte leicht zu erlernen.
  • Es muss nur angewendet werden, wenn es tatsächlich zum Sex kommt.
  • Es greift nicht in den Körper ein und hat keine schädlichen Neben- und Nachwirkungen (für den Fall einer Latexallergie gibt es auch latexfreie Kondome).

Besonders wichtig für die Verhütungs­sicherheit:

  • Richtige und rechtzeitige Anwendung
  • Passende Größe: hier geht es um die Weite! Die Länge ist immer ausreichend (vorher durch Messlatte / Kondometer ausprobieren).
  • Qualität und Haltbarkeit des Kondoms (immer mit CE-Zeichen, Prüfstellennummer und ausreichender Haltbarkeit kaufen).
  • Richtige Aufbewahrung (ca. Zimmertemperatur und nicht im Geldbeutel oder in direkter Sonneneinstrahlung).
  • Ist das Luftpolster spürbar? Falls nicht ist die Verpackung geschädigt, und damit potenziell auch das Kondom, auch wenn du mit bloßem Auge keine Beschädigung feststellen kannst. Spermien sind so klein, dass sie auch durch winzige Löcher passen!

 

Schrittweise Darstellung der richtigen Kondom-Anwendung

Die Anwendung:

  1. Umverpackung vorsichtig öffnen.
  2. Vorhaut (falls vorhanden) zurückschieben.
  3. Reservoir zudrücken, bevor das Kondom auf die Eichel aufgesetzt und abgerollt wird, damit sich dort keine Luft mehr befindet. Tut man das nicht, ist später kein Platz für den Samenerguss und das Kondom könnte platzen.
  4. Kondom mit der anderen Hand abrollen. Achtung: die "Rolle" muss beim Auflegen außen liegen.
  5. Penis zusammen mit dem Kondom nach dem Samenerguss in noch steifem Zustand aus der Vagina herausziehen und Kondom dabei festhalten.
  6. Kondom abziehen, zuknoten, im Restmüll entsorgen und anschließend Hände und Penis waschen.

Achtung: Niemals zwei Kondome übereinander ziehen. Das ist viel unsicherer, als wenn man nur ein einzelnes benutzt, da sie dann leichter reißen. Wenn man ein besonders widerstandsfähiges Kondom braucht, gibt es „Extrastrong“-Kondome mit stärkerer Wanddicke (wichtig z. B. für analen Sex).

Pleiten, Pech und Pannen bei der Kondomanwendung:

  • Kondom ohne CE-Kennzeichnung benutzt
  • Kondom zu eng oder zu weit
  • Kondomverpackung beschädigt
  • Kondom lag in der Sonne oder im Geldbeutel
  • Verfallsdatum abgelaufen
  • Verpackung mit langen Fingernägeln, Zähnen, Schere, ... geöffnet
  • Kondom vorher ganz abgerollt
  • Gleitgel vorher in das Kondom oder auf den Penis gegeben
  • Vorhaut (falls vorhanden) nicht zurückgezogen
  • Kondom falsch herum aufgesetzt, dann umgedreht und benutzt (auch vor dem Samenerguss können schon Spermien austreten, z. B. im sogenannten "Lusttropfen")
  • Luft beim Aufsetzen des Kondoms nicht aus dem Reservoir gedrückt
  • Reservoir beim Abrollen nicht mehr zusammengedrückt
  • Überziehen des Kondoms mit kräftigem Zug statt Abrollen
  • Penis zusammen mit dem Kondom nach dem Samenerguss nicht rechtzeitig vor dem Erschlaffen aus der Vagina gezogen
  • Kondom bei Stellungswechsel oder Herausziehen nicht festgehalten
  • Dasselbe Kondom für unterschiedliche Sexualpraktiken (anal, oral, vaginal) benutzt oder mehrmals verwendet
  • Öl- und fetthaltige Gleitmittel (Massageöl, Vaseline, Creme …) oder fetthaltige Spermizide (= spermientötende Mittel) benutzt
  • Piercings im Intimbereich
  • Zwei Kondome übereinander gezogen
Illustration, männliches Gesicht mit blauen Haaren ohne Bart

Gut zu wissen:
Auch wenn du super vorbereitet warst und gut Acht gegeben hast, kann die Verhütung mit dem Kondom mal schief gehen. Es ist eben keine 100%ig sichere Verhütungsmethode. Das kann eine schwierige Situation für dich und deine*n Sexpartner*in sein – aber es gibt immer Hilfe und Lösungen! Eine Option ist z. B. die "Pille danach", alle wichtigen Informationen dazu findest du hier.

Quellen

ESHRE Capri Workshop Group: Simultaneous prevention of unintended pregnancy and STIs: a challenging compromise.Human Reproduction Update 2014; 20 (6): 952–963.

Gil-Llario M D et al.: HIV and STI Prevention Among Spanish Women Who have Sex with Women: Factors Associated with Dental Dam and Condom Use. AIDS and Behavior 2023; 27:161–170.

Sanders S A et al.: Condom use errors and problems: a global view. Sexual Health 2012; 9: 81–95.

Stand 06. September 2023

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