Liebe, Sexualität und mehrDas erste Mal - Du bestimmst wann, wie und mit wem!

In unzähligen Filmen, Songs und Büchern dreht sich alles um das Thema Sex. So entstehen Bilder und Erwartungen in unseren Köpfen.
Gerade das "erste Mal" ist für viele etwas ganz besonderes. Vielleicht können dir unsere Tipps helfen, dass du dich gut vorbereitet fühlst, wenn es irgendwann wirklich so weit ist.

Was heißt es, sein "erstes Mal" zu haben?

Unter dem "ersten Mal" wird in unserer Gesellschaft meistens verstanden, dass zwei Menschen zum ersten Mal sogenannten "Penetrationssex" miteinander haben. Das bedeutet bei Sex zwischen einem Menschen mit männlichen Geschlechtsorganen und einem Menschen mit weiblichen Geschlechtsorganen, dass der Penis in die Vagina eingeführt wird bzw. von dieser aufgenommen wird.

Da es aber viele Varianten von Geschlecht, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung gibt, kann das "erste Mal" für verschiedene Menschen auch unterschiedliche Bedeutungen haben. Auch das intime Berühren und Erforschen des Körpers der anderen Person mit Händen und Mund kann super aufregend sein, und ist vielleicht auch erstmal aufregend genug!

Falls ihr euch gemeinsam entscheidet weiterzugehen, macht euch keinen Druck und versucht gut in euch hinein zu spüren, ob ihr wirklich bereit dafür seid. Falls ein Einführen (vaginal, oral oder anal) stattfindet, kann das besonders für die Person, in die etwas eingeführt wird, eine sehr sensible Situation sein, denn sie nimmt ggf. zum ersten Mal etwas "Fremdes" (Finger, Penis, Sextoy...) auf so intime Art in den eigenen Körper auf. Nehmt Rücksicht aufeinander und lasst euch Zeit.

Und denkt daran, dass ihr jederzeit auch wieder aufhören könnt. Auch ohne, dass ihr einen Orgasmus hattet. Keine*r von euch muss eine Erwartung erfüllen oder eine Leistung erbringen, es geht einfach darum, sich ganz nah zu sein und das zu genießen.

Die wichtigsten Tipps in Kürze:

  • Klärt vorher schon das Thema Verhütung.
  • Sorgt für eine ungestörte, warme und geborgene Umgebung.
  • Lasst euch Zeit.
  • Redet miteinander.
  • Streichelt und küsst euch.
  • Haltet immer mal wieder inne und checkt miteinander ab, ob alles in Ordnung ist.
  • Erzählt euch gegenseitig, was sich schön anfühlt und was nicht.
  • Macht euch keinen Druck, irgendetwas zu erreichen.
  • Schaut einfach, was sich in dem Moment gut und richtig anfühlt.
  • Seid zärtlich miteinander.

Wann haben Jugendliche ihren ersten Sex?

Sex mit Kindern zu haben, die jünger als 14 Jahre sind, ist in Deutschland verboten. Auch wenn es einvernehmlich geschieht und die / der Sexpartner*in nicht viel älter als 14 ist. Das Durchschnittsalter beim „ersten Mal“ liegt für Jugendliche in Deutschland bei 16 – 17 Jahren. Aber das ist ein Durchschnittsalter und keine Frist! Die Hälfte der Jugendlichen fängt erst später an!

Denn auch, wenn Sex ab 14 Jahren gesetzlich erlaubt ist, bleibt es immer und ausschließlich deine eigene Entscheidung, wann und mit wem du Sex haben magst. Da die Sache mit der sicheren Verhütung so wichtig ist, solltest du in der Lage sein darüber vorher mit der Person, mit der du dich für das erste Mal entscheidest, reden zu können.

Für jeden Sex gilt: Es wird nur gemacht, was alle Beteiligten möchten und nie etwas gegen den Willen der beteiligten Personen!

Realität

Obwohl die Verbreitung von pornografischen Abbildungen, Filmen etc. an unter 18-Jährige verboten ist, haben viele Jugendliche vor ihrem ersten Sex schon im Fernsehen oder Internet Sexfilme/ Pornos gesehen. Oder aber „erfahrenere“ Freund*innen haben erzählt, wie das geht.
Und dann kommt das „erste Mal“ und du hast Vorstellungen im Kopf, wie es angeblich laufen muss und was man fühlen soll.
Du bist aufgeregt, irgendwie unsicher und vielleicht auch ein wenig verschämt. Du willst nichts falsch und alles richtig machen.

Und dann passiert es, dass der erste Sex ein wenig unbeholfen und holperig ist. Vielleicht ganz anders als das, was du dir darunter vorgestellt hast.
Das geht vielen so und heißt deshalb nicht, dass ihr etwas falsch gemacht habt und es nicht schön für euch war. Es war vielleicht nur anders als in deiner Vorstellung.
Es ist eben ein "erstes Mal", und wie bei allem, was man zum ersten Mal macht, gehören Aufregung und Unsicherheiten dazu. Es ist ganz normal, wenn ihr nicht genau wisst, wie "das" geht, es gibt nämlich kein Richtig oder Falsch, keine Anleitung. Ihr dürft ganz frei miteinander rausfinden, was sich schön anfühlt und was nicht, welche Körperteile ihr mit einbeziehen möchtet und welche nicht.

Und wenn ihr euch mal ungelenk bewegt, ein komisches Geräusch ertönt oder ihr anfangt zu schwitzen, macht euch keine Sorgen, das ist alles ganz normal! Man kann übrigens auch wunderbar über so etwas miteinander lachen! Oft hilft das, die Anspannung zu lösen. Macht euch einfach keinen Stress und redet miteinander!

vs. Porno

Die Bilder, die durch die Medien in deinem Kopf entstanden sind, sind oft unrealistisch. Vor allem in Pornos stellen Profidarsteller*innen möglichst aufsehenerregenden Sex dar.
Dabei geht es häufig nicht um Liebe, Zärtlichkeit, Intimität und Geborgenheit. Keine Frage, es kann sehr aufregend, erregend und auf eine Weise schön sein, Menschen beim Sex und ihre Körper zu sehen. Doch ist es sehr wichtig, dass ihr euch bewusst macht, wo die Unterschiede zwischen "echtem" Sex und Pornographie liegen.

Mit Effekten oder Tricks, wie z. B. auch in Fantasy- oder Actionfilmen, werden häufig Dinge gezeigt, die total unrealistisch sind. Auf unseren Straßen geht es ja auch nicht zu wie in einem Superman-Film mit Verfolgungsjagden an jeder Ecke.
Häufig sind in Pornos gewaltvolle Inhalte zu sehen, die auf keinen Fall so in die Realität übernommen werden können.
Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass der Großteil der (illegal) im Internet zu sehenden Pornos eine männliche* Perspektive abbildet, bei der die Lust der Frau* - wenn überhaupt - nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Trans*, inter* und nonbinäre Perspektiven fehlen auch größtenteils.
Die Aufnahmen von Körpern sind mit Bildbearbeitungsprogrammen häufig stark verändert, die meisten Menschen haben in Wirklichkeit nicht so große Penisse und Brüste wie es in Pornos dargestellt wird.

Wie gesagt ist die Verbreitung von Pornos an Personen unter 18 Jahren verboten! Dazu zählt auch das Zeigen oder Verschicken von Bildern, Fotos oder Filmen von eurem Smartphone!

Jeder Mensch ist anders!

So wie du nicht an den exakt gleichen Stellen kitzelig bist wie andere Menschen, hat jede Person ganz eigene Vorlieben. Wie und wo man gerne berührt wird und damit auch, was man beim Sex mag, ist bei jedem Menschen anders.

Meistens dauert es eine Zeit, bis man sowohl bei sich selbst, aber auch als Paar rausgefunden hat, was schöner Sex für alle Beteiligten bedeutet. Und das geht vor allem über ausprobieren, liebevoll miteinander sein und auch mal lachen! Mach dir vor allem beim ersten Mal nicht zu viel Druck und schraube deine Erwartungen an dich und euch nicht zu hoch.

Quellen

Döring N: Jugendsexualität heute: Zwischen Offline- und Online- Welten. In: Syring M, Bohl T, Treptow R(Hrsg.): YOLO – Jugendliche und ihre Lebenswelten verstehen. Zugänge für die pädagogische Praxis. (S.). Beltz Weinheim und Basel 2016; 220-237.

Nummenmaa L et al.: Topography of Human Erogenous Zones. Archives of Sexual Behaviour 2016;45(5):1207-16.

Scharmanski S,  Hessling A: Im Fokus: Einstieg in das Sexualleben. Jugendsexualität 9. Welle 2021, BZgA-Faktenblatt. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Scharmanski S., Hessling A: Medien der Sexualaufklärung. Jugendsexualität 9. Welle 2021. BZgA-Faktenblatt Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Sewell K K et al.: Sexual Behavior, Definitions of Sex, and the Role of Self-Partner Context Among Lesbian, Gay, and Bisexual Adults. The Journal of Sex Research 2017;54(7):825-831. 

Quandt T, Vogelgesang J: Jugend, Internet und Pornografie: Eine repräsentative Befragungsstudie zu individuellen und sozialen Kontexten der Nutzung sexuell expliziter Inhalte im Jugendalter. In: Rössler P & Rossmann C (Hrsg.): Kumulierte Evidenzen: Replikationsstudien in der empirischen Kommunikationsforschung. Springer Wiesbaden 2018; 91-118).  

Stand 06. März 2023

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