BodyfactsKrebserkrankungen

Viele Menschen haben Angst vor Krebs und denken dabei gleich an langes Leiden und den Tod. Das muss aber gar nicht so sein, denn wenn man die Krebs-Erkrankung früh entdeckt, hat man gute Chancen, wieder gesund zu werden. Für die Früherkennung gibt es viele Untersuchungsangebote. Und wusstest du, dass man sein eigenes Krebs-Risiko kräftig senken kann? In diesem Beitrag erklären wir, was Krebs überhaupt ist, wie er entsteht und wie man sich schützen kann.

Was ist eigentlich Krebs und warum ist die Krankheit nach einem Tier benannt?

Illustration eines Jungenkopfes in Seitenansicht mit blauen Haaren und blauem Hoodie, der besorgt die Stirn in Falten legt und mit Dauen und Zeigefinger sein Kinn berührt

Wenn man Krebs hat, funktionieren Zellen im eigenen Körper nicht mehr richtig. Sie weichen von ihrem ursprünglichen Bau- oder Wachstumsplan ab. Statt ihre Aufgabe in einem bestimmten Organ zu erledigen und nach einer festgelegten Zeit abzusterben, verändern sie sich so, dass sie sich sehr schnell teilen und länger leben, also immer mehr werden. Sie verdrängen und schädigen gesundes Gewebe und breiten sich im Körper aus. Deshalb werden sie als bösartig oder entartet bezeichnet. Oft bilden sie “Knoten”, die man auch Tumor oder Krebsgeschwulst nennt. Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung des Namens. Wahrscheinlich stammt er tatsächlich vom Tier “Krebs” und wurde schon im antiken Griechenland benutzt. Wenn sich bei oberflächlichen Krebserkrankungen die Haut ein wenig vorwölbt und häufig auch von gut sichtbaren Blutgefäßen durchzogen ist, erinnerte das die Gelehrten im Altertum an Krebse, die sich in den Sand eingraben und deren Beinchen gut zu sehen sind. So übernahm man den Namen des Tieres für die Erkrankung. Krebs kann sich überall im Körper entwickeln. Der jeweilige Name richtet sich danach, welches Organ oder Gewebe betroffen ist. Sind Krebszellen in der Brust entstanden, spricht man von Brustkrebs, im Hoden von Hodenkrebs, in der Haut von Hautkrebs, im Knochenmark/Blut von Blutkrebs (Leukämie)...

Gut zu wissen: Der Begriff Tumor ist lateinisch und bedeutet ausschließlich Schwellung. Ein Tumor kann also auch gutartig sein! Wenn jemand einen Knoten tastet, der vorher nicht da war, ist das oft harmlos. Für die Entscheidung zwischen gutartig und bösartig zeigt man die Veränderung am besten einer Ärztin oder einem Arzt!

Wie arbeiten gesunde Zellen?

Unser Körper besteht aus ca. 100 Billionen = 1012 Zellen. Jede dieser Zellen hat in ihrem Zellkern die Erbinformation in Form von DNA (schwieriges Wort! Desoxyribonucleinsäure = DNA), in der alle Informationen zu Bau und Funktionsweise des Körpers gespeichert sind. Die Erbinformation ist auf 2x23 - also insgesamt 46 - Chromosomen verteilt. Diesen Informationsspeicher kann man sich vorstellen wie ein riesiges Wissenslexikon “Gebrauchsanweisung Mensch” mit 23 Bänden, das in doppelter Form vorhanden ist. Die eine Lexikonreihe (23 Chromosomen) haben wir von unserer Mutter über die Eizelle erhalten und die andere (23 Chromosomen) von unserem Vater aus der Samenzelle (Spermium). 

Im Körper entstehen ständig neue Zellen durch Zellteilung. Damit sich eine Zelle teilen kann, muss zuerst die gesamte DNA, also alle 46 Bücher der beiden Lexikonreihen, kopiert werden. Dann wird das Original auf die eine Seite der Zelle gelegt und die Kopie auf die andere. Wenn sich die Zelle danach in der Mitte teilt, gibt es zwei Zellen mit gleicher Erbinformation. Je nachdem, um was für eine Zelle es sich handelt (Gehirn, Auge, Muskel, Magen, Schweißdrüse …), kann diese in dem “Lexikon” die genau für sie wichtige Information ablesen und damit sinnvoll arbeiten (Magensaft oder Schweiß produzieren, Muskeln bewegen, Wissen speichern…). 

Brauchen Zellen Verstärkung, dann teilen sie sich erneut, z.B. weil im Wachstum zusätzliche Zellen gebraucht werden oder weil alte und unbrauchbare Zellen absterben. Entstehen Fehler beim Kopieren der DNA, entdeckt der Körper diese normalerweise und repariert die betroffenen Zellen oder vernichtet sie.

Wie entstehen Krebszellen und was unterscheidet sie von gesunden Zellen?

Krebszellen waren ursprünglich ganz normale gesunde Körperzellen. Bei einer Zellteilung ist es allerdings zu einem schwerwiegenden Fehler beim Kopieren der Erbinformation DNA gekommen. Wird dieser Fehler vom Körper nicht entdeckt und nicht korrigiert, dann verhält sich die Zelle nach dem neuen, fehlerhaften Bauplan. Das kann bedeuten, dass sie sich sehr schnell und immer wieder teilt und gleichzeitig ihre Aufgabe nicht mehr ausführt. Die von einem solchen Kopierfehler betroffenen Zellen sind zu Beginn oft Krebsvorstufen, die noch nicht so aggressiv sind, aber im weiteren Verlauf zu Krebszellen werden können, meist nach einigen Jahren bis Jahrzehnten. Je schneller und öfter sich solche fehlerhaften Zellen teilen, desto häufiger können weitere Kopierfehler entstehen. Diese neu entstandenen Krebszellen sind sehr langlebig. Gleichzeitig verdrängen und zerstören sie die gesunden Strukturen, breiten sich im Körper aus und gefährden immer mehr Organe.

Illustration der Krebsentstehung in vier Schritten, die Einzelbilder zeigen jeweils zwei Zeltlager und darunter rote und gelbe Gefäße, die Anzahl der veränderten Zellen nimmt von links nach rechts zu, ganz rechts sind diese auch in den Gefäßen zu sehen

Wie kann sich eine Krebserkrankung weiter im Körper ausbreiten?

Wenn einzelne Krebszellen in Blutgefäße oder Lymphgefäße gelangen, können sie mit dem Blut oder der Lymphflüssigkeit in andere Bereiche des Körpers geschwemmt werden. Wenn sie dort andocken und erneut mit der Teilung beginnen, spricht man davon, dass der Krebs gestreut hat, also Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet hat. Diese Metastasen können - genau wie der Ursprungstumor - Strukturen oder Organe in ihrer Umgebung schädigen und schlimmstenfalls zerstören.

Wie können Krebserkrankungen behandelt werden?

Die Behandlung einer Krebserkrankung ist von verschiedenen Faktoren abhängig, zum Beispiel von welchem Organ der Tumor ausgeht, wie groß er ist und ob er schon gestreut hat. Die Behandlung muss deshalb für jede Person genau angepasst werden. Möglich sind zum Beispiel Operationen, Chemotherapien oder Bestrahlung. Die Behandlung kann kurz oder lang dauern und unterschiedliche Nebenwirkungen haben, die man auch wieder behandeln muss und kann. Wie erfolgreich die Therapie ist (also ob man die Krebszellen aus dem Körper entfernen kann), hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von der Krebsart und davon, wie früh oder spät der Krebs entdeckt wurde. 

Gut zu wissen: “Chemotherapie” ist ein Oberbegriff für eine Gruppe von Medikamenten, die besonders die sich schnell teilenden Zellen im Körper, also vor allem die Krebszellen, angreift und zerstört. Aber es betrifft auch gesunde Körperzellen. Bei manchen Chemotherapien fallen die Haare aus, weil die Zellen in der Haarwurzel sich auch schnell teilen. Aber keine Sorge, sobald die Therapie vorbei ist, wachsen die Haare wieder nach.

Vorsorge und Früherkennung sind wichtig!

Je früher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln und umso größer ist die Chance, dass man nach der Behandlung wieder gesund ist. Untersuchungen, in denen man Krebserkrankungen sucht, bevor sie Beschwerden machen, nennen wir Früherkennungsuntersuchung. Noch besser ist es natürlich, wenn man eine Krebsvorstufe entdecken und behandeln kann, so dass daraus erst gar kein Krebs entstehen kann. Dann sprechen wir von Vorsorgeuntersuchung. Deswegen werden für bestimmte Krebserkrankungen sogenannte Früherkennungs- oder Vorsorgeuntersuchungen angeboten. Dazu gehört zum Beispiel die jährliche Untersuchung in der gynäkologischen Praxis ab 20 Jahre. Durch eine Früherkennungsuntersuchung kann zwar nicht verhindert werden, dass Krebs entsteht, man kann ihn aber frühzeitig feststellen - lange bevor man etwas tasten kann oder der Krebs Beschwerden macht! So kann eine Behandlung viel besser gelingen und ist weniger belastend. Eine regelmäßige Selbstkontrolle der Brust, der Hoden und auch der Haut ist eine gute Ergänzung zu den ärztlichen Früherkennungsmaßnahmen. Den eigenen Hoden abzutasten, wird schon ab 14 Jahren ca. einmal im Monat empfohlen. Wie das geht, kannst du dir im Internet oder in der ärztlichen Praxis erklären lassen.

Illustration eines schematischen Frauenkörpers von vorne mit einem blauen Punkt auf der Brust und von dort ausgehenden Pfeilen ins Gehirn, die Achselhöhle, Lunge, Leber und den Oberschenkelknochen
Illustration mit zwei schematischen Abbildungen zweier Hoden im Hodensack, links mit einer Hand unter dem Hoden, rechts mit den Fingern auf der Vorderseite- und Rückseite der Hoden

Hodentastuntersuchung ab 14 Jahren - so geht's: Hodensack und Hoden mit geöffneter Handfläche von unten leicht anheben, damit du ein Gefühl für deren Größe und Gewicht bekommst. Danach vorsichtig jeden Hoden zwischen Zeige- und Mittelfinger und Daumen hin und her rollen. So lassen sich Unebenheiten und Knoten leicht ertasten. Eventuell tastest du oben auf dem Hoden den Nebenhoden, keine Sorge, dass ist normal. Typisch für einen auffälligen Befund ist ein meistens schmerzloser harter Knoten auf einer Seite, der vorher nicht da war.

Mädchenillustration, in kurzen Jeans, blauem T-Shirt und schwarzen kurzen Haaren, die lacht, breitbeinig steht und die Arme jubelnd anwinkelt

Was kann ich tun, damit ich möglichst nicht an Krebs erkranke?

Für deine Gesundheit bist du ein Stück weit selbst verantwortlich! Lebst du risikoreich und ungesund, so steigt auch dein Krebsrisiko. Wenn du aber auf deine Gesundheit achtest und einen gesunden Lebensstil hast, sinkt dein Risiko, an Krebs zu erkranken. Abwechslungsreiche und gesunde Ernährung, ein normales Gewicht und viel Bewegung, eine Impfung gegen HPV und Hepatitis B, ein guter Sonnenschutz, und möglichst kein Alkohol sind die wichtigsten Empfehlungen, die das Krebsrisiko deutlich senken können. Das höchste Krebs-Risiko geht definitiv vom Rauchen aus, 90% der Lungenkrebserkrankungen entstehen bei Raucher*innen. Aktuell geht man davon aus, dass mehr als jede dritte Krebserkrankung vermeidbar gewesen wäre, wenn die Betroffenen gesund gelebt hätten.

Gut zu wissen: Gesunde Verhaltensweisen senken gleichzeitig das Risiko für viele andere Erkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauferkrankungen inkl. Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes (Zuckerkrankheit), Magen-, Darm-, und Lebererkrankungen. Gleichzeitig schonen gesunde Ernährung (weniger tierische Anteile) und mehr Bewegung (Fahrrad statt Auto!) auch noch die Umwelt, verbessern den Schlaf und sorgen dafür, dass du dich psychisch besser fühlst und dich besser konzentrieren kannst!

Wichtig: Es gibt keine Maßnahme, die Krebs 100%ig verhindert! Was genau bei der jeweiligen Person eine Krebserkrankung ausgelöst hat, lässt sich im Nachhinein so gut wie nie feststellen. In aller Regel sind es mehrere Dinge, die zusammenkommen müssen, damit Zellen zu Krebszellen werden. Auch wenn mehr als ein Drittel der Krebserkrankungen vermeidbar wäre, heißt das umgekehrt auch, dass bei fast zwei Dritteln die Betroffenen nichts hätten tun können, um die Krebserkrankung zu verhindern. Menschen, die Krebs bekommen, haben also nicht zwangsläufig “ungesund” gelebt. 

Die meisten Krebsformen sind übrigens nicht vererbbar und Krebs ist auch nicht ansteckend!

Was kann ich tun, wenn mir das Thema große Angst macht?

Oft hilft es, mit Familienmitgliedern oder anderen Menschen, denen du vertraust, über deine Ängste zu sprechen. Außerdem solltest du dich gut informieren, denn wer gut Bescheid weiss, ist besser geschützt! Leider werden zum Beispiel in den sozialen Medien Fehlinformationen über (Krebs-)Erkrankungen verbreitet, die vielen Menschen grundlos Angst machen. Du kannst auch immer in einer ärztlichen Praxis nachfragen, wenn du dir Sorgen um deine Gesundheit machst!

Quellen

dkfz: Erstmals für Deutschland ermittelt: Vermeidbare Risikofaktoren verursachen 37 Prozent aller Krebsfälle. Pressemitteilung Nr. 48; 03.09.2018; von Koh. https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2018/dkfz-pm-18-48-Vermeidbare-Risikofaktoren-verursachen-37-Prozent-aller-Krebsfaelle.php (abgerufen am 3.9.24) 

Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg). Berlin, 2023 

Oberleithner H: Grundlagen der Zellphysiologie. In: Schmidt R F, Lang F, Heckmann M (Hrsg.): Physiologie des Menschen. 31. Auflage 2010, Springer Heidelberg; 4-23. 

Riede U-N, Freudenberg N, Werner M: Neubildung/Neoplasie. In: Riede U-N, Werner M (Hrsg.): Allgemeine und Spezielle Pathologie. 2. Auflage 2017, Springer Berlin, Heidelberg; 227-278.

Stand 24. Januar 2025

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